zum Hauptinhalt

Politik: Mazedonien: "Beide Seiten bereiten sich auf den Krieg vor"

"Stopp, UCK", warnt das schlichte Schild über der Einfahrt nach Drenovec. Kämpfer der sogenannten Nationalen Befreiungsarmee (UCK) haben diese Woche über Nacht im Vorort der Stadt Tetovo Position bezogen.

"Stopp, UCK", warnt das schlichte Schild über der Einfahrt nach Drenovec. Kämpfer der sogenannten Nationalen Befreiungsarmee (UCK) haben diese Woche über Nacht im Vorort der Stadt Tetovo Position bezogen. Hinter den hohen Mauern eines Hauses neben dem Checkpoint tummelt sich ein halbes Dutzend der Männer in den schwarzen Uniformen. Hamdi, der Kommandant des neuesten Vorpostens der UCK, ist aus Nürnberg nach Hause zurückgekehrt, um seinem Volk zu helfen. "Wenn wir wollten, wären wir längst im Stadtzentrum von Tetovo", protzt der knapp 30-Jährige in bayrisch gefärbtem Deutsch. Männer und Munition stünden ihm genügend zur Verfügung. Die Arme sind tätowiert, in der Brusttasche steckt eine Handgranate und die Finger bleiben immer am Griff der Kalaschnikow. Hamdi hat schon in Kroatien und in Kosovo gekämpft. "Wir haben diesen Konflikt nicht gewollt, er wurde uns aufgedrängt", sagt er.

Im Schatten des Waffenstillstandes hat die UCK vor allem im Westen Mazedoniens ihr Gebiet ausgedehnt. Die albanischen Rebellen kontrollieren inzwischen mehrere Dutzend Dörfer entlang der Grenze zum Kosovo. Die mazedonischen Regierungstruppen haben sich von bedrohten Positionen zurückgezogen und halten sich nur noch entlang der Hauptstraße Tetovo-Jazince hinter Sandsäcken verbarrikadiert. Bewaffnete bedrohen slawische Mazedonier in isolierten Weilern im mehrheitlich albanischen Westen des Landes. Zehn "Terroristen", berichtet Mirko Blazevski, hätten diese Woche sein Haus im Dorf Varvara umstellt und ihn aufgefordert, den "albanischen Boden" zu verlassen. So werden Fakten und "ethnisch reine" Gebiete geschaffen. Hamdi, der kleine Kommandeur von Drenovec, wäre mit seinen Männern bereit, die Waffen wieder abzugeben, sollten sich die politischen Vertreter der Konfliktparteien auf eine Lösung einigen. Doch beide Seiten reden nur über den Frieden und rüsten sich gleichzeitig für den Krieg.

In Skopje wollen der US-Sondergesandte James Pardew sowie sein EU-Kollege Francois Leotard in den nächsten Tagen den Durchbruch präsentieren. Was von den Gesprächen hinter verschlossenen Türen durchsickert, deutet auf die immer gleichen Streitpunkte hin. Die Albanerführer fordern ein Vetorecht, die Anerkennung der Minderheitensprache und die Kontrolle über die lokalen Polizeikräfte. Die Mazedonier wollen der Minderheit entgegenkommen, aber nicht die "Identität" des mazedonischen Staats opfern. Vor allem den Hardlinern um Premierminister Georgievski scheint an einer friedlichen Lösung nicht wirklich viel zu liegen. "Beide Seiten bereiten sich auf den Krieg vor", befürchtet der Publizist Antonie Mitrev. Die Albaner praktizierten "ethnische Säuberungen", während die mazedonische Seite sich mit Waffenkäufen für die nächste Konfrontation rüste. Mitrev sieht sich immer mehr an den Bosnienkonflikt erinnert. Die internationale Gemeinschaft habe keine Mechanismen, um eine "gerechte Lösung" durchzusetzen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false