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Politik: Mazedonien: In London regen sich Zweifel am Nato-Einsatz

Britische Parlamentarier haben nach dem Tod des britischen Nato-Soldaten in Skopje eine kontinuierliche Überprüfung des Mazedonien-Einsatzes britischer Soldaten im Rahmen der Operation "Essential Harvest" gefordert. Auch wenn der Vorfall an der Unterstützung für das britische Mazedonien-Engagement vorerst nichts änderte, bestärkte er doch die Zweifler.

Britische Parlamentarier haben nach dem Tod des britischen Nato-Soldaten in Skopje eine kontinuierliche Überprüfung des Mazedonien-Einsatzes britischer Soldaten im Rahmen der Operation "Essential Harvest" gefordert. Auch wenn der Vorfall an der Unterstützung für das britische Mazedonien-Engagement vorerst nichts änderte, bestärkte er doch die Zweifler.

Während Blair an seinem Urlaubsort in der Toskana von dem Vorfall unterrichtet wurde, unterstrich der verteidiungspolitische Sprecher der oppositionellen Liberaldemokraten, Paul Keetch, eine Wiederholung eines solchen Vorfalls müsse den britischen Einsatz in Frage stellen. Ian Duncan Smith, Kandidat für die Parteiführung der Konservativen, kritisierte die Art und Weise, wie der Einsatz "ohne richtige Erklärung im Parlament durchgeschlüpft" sei.

Zum Thema Online-Umfrage: Soll sich die Bundeswehr am Mazedonien-Einsatz der Nato beteiligen? Chronologie: Auslandseinsätze der Bundeswehr Hintergrund I: Die NATO-Operation "Essential Harvest" Hintergrund II: Tote bei Friedensmissionen auf dem Balkan. Die Aufgaben: Was die Bundeswehr in Mazedonien erwartet. Die Beteiligten: Welches Land wieviel Soldaten nach Mazedonien schickt Warnende Worte gab es auch von dem früheren konservativen Verteidigungsminister Malcolm Rifkind. Er fragte nach der britischen Ausstiegs-Strategie. "Wir sind immer noch im Kosovo. Vor Jahren gingen wir nach Bosnien und sind noch da. Vor 28 Jahren gingen wir nach Zypern und sind immer noch da. Hineingehen ist der einfachere Teil, so seltsam es klingt." Der Labour-Politiker Bruce George, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im Unterhaus, forderte dagegen, den Vorfall in "der angemessenen Perspektive" zu sehen. Eine Notwendigkeit, die "Alarmglocken zu läuten" bestehe allerdings derzeit nicht.

Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon erklärte, der bedauerliche Zwischenfall, bei dem Jugendliche einen Betonblock auf das britische Armeefahrzeug warfen, werde die Entschlossenheit der "Task Force Harvest" nicht beeinträchtigen. "Wir haben nie so getan, als sei dieser Einsatz ohne Risiko. Aber es handelt sich offenbar um einen sinnlosen Akt von Hooligans und keine geplante Attacke auf Nato-Truppen."

Der 22-jährige Pionier Ian Collins aus Sheffield, wie alle britischen Soldaten ein Berufssoldat, ist nicht der erste, der auf dem Balkan ums Leben kam. Erst im April wurde ein Kfor-Soldat an der mazedonischen Grenze getötet, als sein Fahrzeug auf eine Landmine fuhr. Kurz zuvor waren zwei Soldaten bei einem Hubschrauberabsturz bei Kacanik ums Leben gekommen. Eine Gesamtzahl der bei Nato-Einsätzen auf dem Balkan ums Leben gekommenen britischen Armeeangehörigen konnte das Verteidigungsministerium am Montag nicht nennen.

Großbritannien hat bei den Nato-Einsätzen auf dem Balkan von Anfang an eine führende Rolle gespielt und damit seine traditionelle Bereitschaft unterstrichen, an internationalen Militäreinsätzen relativ umstandslos teilzunehmen. Im Kosovokrieg 1999 war Blair eine treibende Kraft und plädierte sogar offen für die Aufstellung einer mindestens 150 000 Mann starken Bodentruppe, für die er inoffiziell ein Kontingent von 50 000 britischen Soldaten zusagte - ohne dass sich in Großbritannien massiver Widerstand gegen die Idee regte.

Seit die damalige Regierungschefin Magaret Thatcher im April 1982 quasi im Handumdrehen die britische Armada gegen die argentinischen Invasoren der Falklandinseln in See stechen ließ - die Flotte war segelbereit, als die Parlamentsdebatte begann - ist ungebrochenes militärisches Selbstbewusstsein fester Bestandteil der britischen Diplomatie.

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