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Der Storch als Gegengewicht zur NPD.

© Andreas Frost

Mecklenburg-Vorpommern: Mit "Storch Heinar" gegen die NPD

Die Satirefigur "Storch Heinar" zieht im Wahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern gegen die NPD zu Felde – die SPD hilft dabei.

Die Parole des „Spitzenkandidaten“ lautet „Storchkraft statt NPD!“. Ein einfältig dreinschauender Storch namens „Heinar“ bildet das Aushängeschild einer satirischen Anti-Rechts-Kampagne, das knapp drei Wochen vor der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern derzeit vielerorts auf Plakaten in dem Bundesland zu sehen ist. In Rot, Schwarz und Weiß gehalten, hängen die Plakate meist über oder unter jenen der NPD, die in denselben Farben daherkommen. In einigen Dörfern im Osten des Landes ist „Storch Heinar“ angeblich das einzige Gegengewicht zur NPD-Propaganda.

„Die Leute freuen sich, dass die Parolen der Rechtsextremen nicht unwidersprochen bleiben“, berichtet Julian Barlen über positive Reaktionen. Der Jungsozialist und SPD-Landtagskandidat ist Mitbegründer der Internet-Plattform „Endstation Rechts“ und einer der Väter von „Storch Heinar“. Besonders in Vorpommern, wo die NPD vor fünf Jahren in einigen Orten zweistellige Ergebnisse einfuhr, hängen auch diesmal auffällig viele ihrer Plakate, ohne dass von den etablierten Parteien viel zu sehen ist. Ursprünglich wurde „Storch Heinar“ als Verballhornung der im rechten Umfeld beliebten Modemarke „Thor Steinar“ aus der Taufe gehoben. Die fühlte sich verunglimpft und klagte im vergangenen Jahr ohne Erfolg gegen die Satirefigur.

Nun hat die SPD 5000 „Heinar“-Plakate in die Wahlschlacht geworfen, ohne dass sie als Urheber auf Anhieb zu erkennen wäre. „Wir freuen uns über jeden demokratischen Wähler. Denn eine hohe Wahlbeteiligung senkt die Chancen der NPD, wieder in den Landtag einzuziehen“, sagt Barlen. Seit 2006 sind die Rechtsextremen mit sechs Abgeordneten im Schweriner Parlament vertreten.

In der Kleinstadt Altentreptow stieß die SPD-Kampagne allerdings auf unerwartete Gegenwehr. Bürgermeisterin Sybille Kempf (CDU) schickte mit der Begründung, sie kenne keinen Storch Heinar, ihre Bauhofmitarbeiter los und ließ die Plakate ab- und nach Protesten der SPD auch schnell wieder aufhängen.

Die NPD fühlt sich offenbar provoziert vom satirischen Gegner. Sie beschwerte sich bei zahlreichen Ordnungsämtern und forderte, die Storch-Plakate als kommerzielle Werbung zu untersagen. Mancher Verwaltungschef war verunsichert und wandte sich ans Schweriner Innenministerium. Minister Lorenz Caffier (CDU) stellte klar, es sei nicht seine Aufgabe, Wahlplakate zu zensieren. Gleichwohl haben Gegner von „Storch Heinar“ nicht die Hände in den Schoß gelegt. Eine Internet-Plattform, die vom NPD-Funktionär David Petereit verantwortet wird, präsentierte jüngst wie Trophäen zahlreiche Fotos von zerstörten Storch-Plakaten.

Ob ein NPD-Plakat mit dem Motto „Sei kein Frosch. Wähle deutsch!“ eine Reaktion auf „Storch Heinar“ sei, vermag Jungsozialist Barlen nicht zu sagen, zumal Frösche vor dem Satirevogel sicher seien: „Heinar ist Vegetarier.“

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