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Medienkritik: Linkspartei: Mit rotem Kopf

Die Linkspartei sieht sich von den Medien ausgegrenzt – jetzt soll es dagegen sogar Mahnwachen geben.

Von Matthias Meisner

Berlin - Meinungsmache, Diffamierung, systematische Ausblendung von Inhalten – mit diesen Vorwürfen greift eine im Dienste der Linkspartei gegründete Wählerinitiative jetzt massiv die Medien in Deutschland an. Die Aktivisten sehen Oskar Lafontaine und seine Partei ausgegrenzt, weil sich die Linke mit ihren Forderungen nach sozialer Sicherheit und gegen den Krieg in Afghanistan „gegen die herrschende Meinung in den Medien und gegen die Interessen der Medieneigentümer“ stelle, wie es im Aufruf heißt. Als Schirmherren der Initiative treten auf: Peter Sodann, Schauspieler und jüngst Bundespräsidentenkandidat der Linken, der Bildhauer Alfred Hrdlicka, der Musiker Manfred Maurenbrecher sowie der Kabarettist Dietrich Kittner.

Dutzende Mitglieder und Anhänger haben sich inzwischen als Unterstützer der „Bürgerinitiative für eine demokratische Medienberichterstattung“ eintragen lassen, prominente Genossen sind bisher nicht darunter. Zum Kreis der Förderer zählt allerdings Thorsten Hild, Lafontaines Büroleiter im Bundestag. Lafontaine steht als ehemaliger Chef der SPD und heutiger Partei- und Fraktionschef der Linken im Zentrum zahlreicher Einträge auf den Internetseiten der Initiative. Eine „Schmierkampagne“ werde gegen ihn geführt, heißt es. Als „widerlich“ beschreibt ein Historiker aus Thüringen, wie ZDF-Journalist Peter Frey mit ihm im Sommerinterview umgegangen sei. Ein anderer Kritiker fand nicht in Ordnung, dass Lafontaine im „Spiegel“ als rotköpfig, dünnhäutig und aggressiv beschrieben wurde. Entweder, so die Schlussfolgerung, werde unsachlich über die Linke berichtet – oder gleich gar nicht. Ulrich Maurer, früher SPD-Chef in Baden-Württemberg und heute Parlamentsgeschäftsführer der Linken, nennt die Initiative „überfällig, drückt sie doch das Bedürfnis nach Protest und Widerstand gegen die zunehmenden Angriffe in den Medien gegen die Linke aus“.

Jetzt laufen sich die Initiatoren warm, um bei aus ihrer Sicht unfairer Berichterstattung gegenzuhalten. Presseerklärungen von Funktionären, die keinen Widerhall in den Medien fanden, werden dokumentiert. Bei „herablassender“ Berichterstattung über die Linkspartei soll dazu aufgerufen werden, „Mahnwachen vor den so agierenden Redaktionsgebäuden oder Sendezentralen abzuhalten“.

Am Sonntagabend war Lafontaine Gesprächspartner der ARD. Für die Sendung hatten Online-Aktivisten der Initiative Vorarbeit geleistet. Der Redaktion wurde per Internet an Lafontaine die Frage vorgeschlagen „Wie kann die Linke effektiv gegen die gezielten Medienkampagnen vorgehen?“ Mehr als 2400 Nutzer wollten, dass diese Frage auch gestellt wird – und sie wurde es auch. Und Lafontaine antwortete: „Indem wir sie eben zum Thema machen.“

Die Initiative im Internet: http://lwi2009.wordpress.com

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