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Politik: Medienpreis Entwicklungspolitik 2000: Rau warnt vor Ignoranz gegenüber der Dritten Welt

Bundespräsident Johannes Rau hat vor Ignoranz und Gleichgültigkeit gegenüber den Problemen der Entwicklungsländer gewarnt. Vor allem die Medien seien gefordert, einem wachsenden Desinteresse der Öffentlichkeit entgegen zu wirken, sagte Rau am Freitag in Bonn anlässlich der Verleihung des Medienpreises Entwicklungspolitik 2000.

Bundespräsident Johannes Rau hat vor Ignoranz und Gleichgültigkeit gegenüber den Problemen der Entwicklungsländer gewarnt. Vor allem die Medien seien gefordert, einem wachsenden Desinteresse der Öffentlichkeit entgegen zu wirken, sagte Rau am Freitag in Bonn anlässlich der Verleihung des Medienpreises Entwicklungspolitik 2000. Er appellierte an Chefredakteure und Herausgeber, für Reportagen und Hintergrundberichte aus Asien, Afrika und Lateinamerika mehr Platz und Zeit einzuräumen und nicht darauf zu verweisen, dass das Thema nicht für spektakuläre Schlagzeilen tauge.

Insbesondere das Fernsehen setze hier falsche Gewichtungen. "Junge Leute, die ohne ersichtlichen Grund über eine längere Zeit in einem Container hausen, erregen inzwischen mehr öffentliche Anteilnahme als Dinge, die uns wirklich bewegen sollten", sagte Rau mit Blick auf die TV-Show "Big Brother".

Er sehe insgesamt die Gefahr einer Verengung der Berichterstattung auf das europäische Umfeld, sagte Rau. "Über den Tellerrand unseres Kontinents richtet sich der Blick nur auf die großen Börsenplätze und auf natürliche oder von Menschen zu verantwortende Katastrophen." Und durch eine verkürzte Katastrophen-Berichterstattung könnten Zerrbilder entstehen, die Vorurteile förderten.

Nur wenige Menschen könnten sich selbst ein Bild davon machen, was es für die Mehrheit der der Menschen bedeute, täglich in Armut, Diskriminierung und Ungerechtigkeit zu leben, betonte der Bundespräsident. Besser als Statistiken und abstrakte Berichte über Entwicklungsländer seien farbige Berichte über persönliche Schicksale und Erfolge oder den Alltag in den Dörfern und Metropolen.

Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) verwies auf den prägenden Einfluss der Medien beim Bild über Entwicklungsländer. Allerdings seien vor allem schlechte Nachrichten die Regel, die nur einen Teil der Realität widergäben. "Gerade Kriege und Katastrophen scheinen sich für eine Berichterstattung in 30 Sekunden besonders zu eignen." Folge man diesem Bild, dann stehe es um die Entwicklungsländer schlecht: Hunger, Aids, Korruption, Bürgerkriege und Überschwemmungen bestimmten das Bild. Fortschritte seien dagegen nur selten vereinzelt und vorübergehend zu verzeichnen.

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