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Medienskandal: Panik nach gefälschtem Kriegsbericht in Georgien

Massenpanik in Georgien nach gefälschten Fernsehnachrichten: Ein Bericht über einen angeblichen neuen Einmarsch russischer Truppen in der Südkaukasusrepublik sowie den Tod des georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili hat am Samstagabend viele Georgier in Angst und Schrecken versetzt.

Der von Saakaschwili kontrollierte TV-Sender Imedi erklärte erst am Ende der Sendung, dass es keinen neuen Krieg gebe. Es sei nur eine mögliche Entwicklung gezeigt worden, hieß es. Russland, die georgische Opposition und Politologen sprachen von einem Skandal.

Medien berichteten von chaotischen Zuständen unter der Bevölkerung mit Panikkäufen etwa von Benzin. Groß war die Aufregung in der Stadt Gori, die russische Truppen während des Krieges im August 2008 besetzt hatten. Notdienste mussten demnach Dauereinsätze fahren. Die Mutter eines georgischen Soldaten, die die TV-Sendung gesehen hatte, sei an einem Herzinfarkt gestorben, teilte der Parlamentsabgeordnete Dmitri Lortkipanidse mit.

Die russische Nachrichtenagentur Interfax hatte zunächst auf Grundlage der Imedi-Sendung vom angeblichen Kriegsbeginn berichtet, zugleich aber darauf hingewiesen, dass nur dieser Sender die Information verbreite. Imedi gab demnach mit Kriegsbildern vor, dass russische Truppen Georgien besetzt und Saakaschwili getötet hätten. Die georgische Opposition bildete dem Bericht zufolge nach dem Putsch eine neue Regierung. Alles ein Scherz, hieß es erst am Ende.

Georgiens Opposition und russische Politiker warfen Saakaschwili vor, die Bürger in Angst versetzt zu haben. "Er ist ein schwer kranker und gefährlicher Mensch, er handelt wie ein Verbrecher", sagte der russische Nato-Botschafter Dmitri Rogosin der Agentur Interfax. In spontanen Straßenprotesten forderten Demonstranten in Tiflis eine Bestrafung der Verantwortlichen. Der TV-Sender entschuldigte sich in einem Laufband bei den Zuschauern.

Nach dem Südkaukasuskrieg 2008 hatte Georgien die Kontrolle über seine abtrünnigen Regionen Abchasien und Südossetien verloren. Russland wirft Georgien vor, mit einer Aufrüstung und verlogener Staatspropaganda eine Rückeroberung der Gebiete vorzubereiten. (dpa)

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