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In Ehe-Therapie: Bettina Wulff.

© dpa

Medienwissenschaftler vermutet Kampagne: Ehetherapie im Hause Wulff

Bettina Wulffs Buch profitiert von den Klagen gegen Google und Günter Jauch ungemein. Jetzt legt die Ex-First-Lady mit einigen Interviews nach, distanziert sich offen von ihrem Mann und berichtet von einer Ehetherapie. Wissenschaftler sehen darin eine fein orchestrierte Medienkampagne.

Die ehemalige First Lady Bettina Wulff hat zum Verkaufsstart ihrer Biografie eine Medienkampagne gestartet. Innerhalb kürzester Zeit gab die Ehefrau des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff zahlreichen Zeitschriften Interviews. Dabei gewährte sie tiefe Einblicke in ihr Privatleben.

In einem Gespräch mit der „Brigitte“ machte sie etwa Probleme in ihrer Ehe mit Christian Wulff öffentlich. Ihr Mann habe sie ein großes Stück in ihre Rolle gedrängt, sagte sie in einem am Dienstag vorab veröffentlichten Interview. „Und wenn ich es im Nachhinein betrachte, rächt sich dies auch in der Beziehung“, sagte sie.

Bei Christian Wulffs Rücktrittsrede vom Präsidentenamt habe sie sich bewusst von ihm entfernt, um ihre Eigenständigkeit zu betonen. Bettina Wulff nannte es einen Fehler, dass diese Vorgänge „nicht einmal klar und direkt“ kommuniziert worden seien, „schon ganz zu Beginn, als es losging mit dem ersten Vorwurf.“ Dies wäre aber die Aufgabe ihres Mannes gewesen - „da war mein Einfluss begrenzt“, sagte sie. „Mein Mann stand sich in dieser Zeit, Ende Januar 2012, ein Stück weit selbst im Weg.“

Über die Zeit vor dem Rücktritt ihres Mannes sagte sie: „So etwas kann eine Beziehung nur eine bestimmte Zeit lang durchleben und ertragen, sonst wird zu viel in Mitleidenschaft gezogen.“ Inzwischen sei sie mit ihrem Mann in therapeutischer Behandlung. Sie kritisierte auch offen das Krisenmanagement ihres Mannes vor seinem Rücktritt. Ihr Mann habe es vergangenen Winter nicht geschafft, sich auch noch um ihre Gefühle zu kümmern. „Das bereut er heute“, sagte Bettina Wulff in dem Interview. „Wir haben uns professionelle therapeutische Hilfe geholt, weil man das allein gar nicht verarbeiten kann.“

Bildergalerie: Bettina Wulff geht in die Offensive

Sie sehne sich nun nach einem normalen Leben, sagte sie in einem vorab veröffentlichten Interview der Zeitschrift „Gala“. „Ich möchte wieder in die Öffentlichkeit gehen können, wenn ich es will“, sagte sie. Im Gespräch mit der Zeitschrift „Bunte“ äußerte sie sich detailliert zu Gerüchten über ihre angebliche Rotlicht-Vergangenheit. „Obwohl ich eine starke Frau bin, habe ich viel geweint. Ich bekam Magenschmerzen, hatte oft das Gefühl, mich übergeben zu müssen, schlief schlecht“, sagte sie.

Dem Magazin „Stern“ erklärte sie, weshalb sie nicht viel früher auf die üble Nachrede reagiert habe. Dies sei während der Amtszeit ihres Mannes ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, sagte Wulff: „Das hätte die Aufmerksamkeit in eine absolut falsche Richtung gelenkt, nämlich auf meine Person. Und das hätte auch diesem anonymen Rufmord viel zu viel Aufmerksamkeit beschert“, fügte sie hinzu.

Experten werfen Bettina Wulff eine Inszenierungs-Kampagne vor. Klaus Kocks, Professor für Kommunikationsmanagement an der Hochschule Osnabrück, bezeichnete ihre Vorstöße als „PR-Kaspereien“. Die 38-Jährige sei „Opfer eines wirklich infamen Rufmordes, an dem sie sich nun auch noch zur Mittäterin macht“, sagte Kocks der dapd. Er ergänzte: „Zur großen Tragik ihrer Verteidigungsversuche gehört, dass sie das Problem durch PR-Possen radikal verschärft statt es zu mildern oder gar zu lösen.“

Der Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister hält das Vorgehen der ehemaligen First Lady für „orchestriert“. „Solche Zufälle gibt es gar nicht“, sagte er im Deutschlandradio mit Blick auf die zeitgleichen Klagen von Bettina Wulff gegen den Internetkonzern Google und TV-Moderator Günther Jauch.

Seit Dienstag ist Bettina Wulffs Biografie im Buchhandel erhältlich. Das Buch geht mit einer Auflage von 100.000 Exemplaren an den Start. Der Veröffentlichungstermin wurde kurzfristig von November auf September vorgezogen. Beim Internetversandhandel Amazon ist die Biografie auf Platz acht der Bestsellerliste geklettert. Unter den Büchern in der Politik-Rubrik ist es inzwischen schon die Nummer eins. (dapd, AFP)

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