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Politik: Mehr als 20 Israelis bei Anschlägen getötet

Mit einer beispiellosen Welle von blutigen Anschlägen haben palästinensische Extremisten am Wochenende mehr als 20 Israelis getötet. Bei israelischen Vergeltungsangriffen starben am Sonntag mindestens drei Palästinenser.

Mit einer beispiellosen Welle von blutigen Anschlägen haben palästinensische Extremisten am Wochenende mehr als 20 Israelis getötet. Bei israelischen Vergeltungsangriffen starben am Sonntag mindestens drei Palästinenser. Rechtsgerichtete israelische Minister forderten nach der blutigen Anschlagsserie die Zerstörung der palästinensischen Autonomiebehörde. Kabinettsminister Dani Naveh sagte, die Regierung Ariel Scharon müsse "Arafats Regime ein Ende bereiten".

Drei palästinensische Extremisten erschossen am Sonntagmorgen zehn israelische Soldaten und jüdische Siedler vor einer Straßensperre der Armee nahe der jüdischen Siedlung Ofra im Westjordanland. Zu dem Anschlag bekannten sich die "Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden", der bewaffnete Arm der Fatah-Bewegung von Palästinenserführer Jassir Arafat. Die Al-Aksa hatte zuvor Vergeltung für die israelische Offensive in den palästinensischen Flüchtlingslagern von Balata und Dschenin angekündigt.

Bei der Explosion einer von Palästinensern versteckten Bombe starb ein Israeli an der Kissufim-Straßenkreuzung im Osten des Gaza-Streifens. Wenige Kilometer südlich von Jerusalem wurde in der Nacht die Leiche eines israelischen Polizisten gefunden, der bei einem Motorradausflug erschossen worden war.

Bereits am Samstagabend hatte sich in einem von orthodoxen Juden bewohnten Viertel von Jerusalem ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt und dabei neun Israelis mit sich in den Tod gerissen. Ein weiterer Mann starb am Sonntag im Krankenhaus an den Folgen seiner Verletzungen. Unter den Opfern waren auch ein Baby und zwei Kinder. Mehr als 50 Menschen erlitten zum Teil schwerste Verletzungen.

Kurz nach dem Anschlag flogen israelische Kampfhubschrauber in der Nacht einen Vergeltungsangriff und beschossen das Hauptquartier der palästinensischen Elitepolizei "Force 17" in Bethlehem mit Raketen. Auch eine kleine Firma, bei der es sich nach israelischen Angaben um eine Waffenfabrik handelte, wurde angegriffen.

Israel gab Arafat die Schuld an den neuen Anschlägen. Kabinettsminister Dan Naveh erklärte: "Es gibt keine Alternative, außer der Herrschaft Arafats ein Ende zu setzen." Bundesaußenminister Joschka Fischer rief beide Seiten zur Zurückhaltung auf. Die USA forderten Arafat erneut auf, für ein Ende der Anschläge zu sorgen.

Nach der neuen Welle der Gewalt forderte die Palästinensische Autonomiebehörde Israel am Sonntag zur sofortigen Aufnahme "ernsthafter Verhandlungen" auf. Beide Seiten müssten die Eskalation der Gewalt stoppen, sagte der Berater von Arafat, Nabil Abu Rudeine, im amtlichen palästinensischen Rundfunk. Die Truppen müssten sich so schnell wie möglich aus den besetzten Gebieten zurückziehen.

Die israelische Armee hinterließ nach ihrem Abzug aus den palästinensischen Flüchtlingslagern in Dschenin und Balata am Sonntagmorgen eine Spur der Zerstörung und Verwüstung. Nach palästinensischen Angaben sind 24 Bewohner der Camps sowie zwei israelische Soldaten seit Beginn der israelischen Militäroffensive am vergangenen Donnerstag ums Leben gekommen. 200 weitere Personen, darunter viele Frauen und Kinder, seien verletzt worden.

Bewohner des Balata-Lagers bei Nablus, wo rund 20 000 Vertriebene und Flüchtlinge seit 1948 leben, beschwerten sich über die Behandlung durch israelische Soldaten. Beispielsweise seien Großfamilien während der Hausdurchsuchungen über Stunden in einen Raum zusammengepfercht worden. Müttern sei verboten worden, in ihre Wohnungen zurückzukehren, um ihre Babys zu stillen. Die Eingesperrten hätten weder Medikamente noch Lebensmittel aus der Küche oder Nachbarräumen holen dürfen. Eine 60-jährige Frau soll angeschossen worden sein, nachdem sie sich über das Vorgehen der Soldaten beschwert hatte.

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