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Homosexuellen-Demo Warschau

© dpa

Mehr Toleranz: Homosexuelle demonstrieren in Polen

Unter dem Motto "Lebe, liebe, sei" sind in Warschau gut 2000 Menschen für mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen auf die Straße gegangen - größere Zwischenfälle gab es nicht. Doch die Mehrheit der Polen hat Vorbehalte.

Mit einer "Parade der Gleichheit" haben rund 2000 Menschen am Samstag in Warschau mehr Rechte für Homosexuelle in Polen gefordert. Zugleich verlangten die meist jugendlichen, bunt gekleideten Teilnehmer mehr Toleranz in der polnischen Gesellschaft. Auf Wagen und zu Fuß zogen sie unter dem Motto "Lebe, liebe, sei" durch die Innenstadt zum Hauptsitz der polnischen Regierung nahe dem Lazienki-Park. Vor dem durch Metallgitter abgesperrten und von der Polizei bewachten Gebäude musizierten und tanzten Schwule und Lesben.

Der Marsch verlief ohne größere Zwischenfälle. Nur am Anfang versuchten rund hundert Mitglieder nationalistisch-radikaler Organisationen, der Allpolnischen Jugend und des National-Radikalen Lagers (ONR), die Demonstration zu stören. Die Polizei konnte eine Konfrontation jedoch verhindern. Als sich der Zug in Bewegung setzte, riefen die Gegendemonstranten: "Schande für Polen" und "Mann und Frau sind eine Familie".

"Kein Platz für Diskriminierung"

Auch mehrere Dutzend Deutsche beteiligten sich am Umzug. Ex-Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth schickte dem Veranstalter der Parade, Tomasz Baczkowski, eine Grußadresse: "Ich wünsche mir, dass auch in Polen in naher Zukunft die Diskriminierung von Homosexuellen, von Andersdenkenden und Anderslebenden keinen Platz mehr hat."

Dirk Braitschink von den Lesben und Schwulen in der Union (LSU) sagte, die Menschenrechte seien universell. Polnische Schwule und Lesben sollten die gleichen Rechte erhalten, deshalb wollten Deutsche ihren polnischen Kollegen helfen. Die Regierung von Ministerpräsident Donald Tusk plant derzeit keine gesetzlichen Erleichterungen für Homosexuelle.

In Warschau finden seit 2001 sogenannte Gleichheitsparaden statt. 2004 hatte der damalige Oberbürgermeister von Warschau, der amtierende polnische Staatspräsident Lech Kaczynski, den Umzug verboten. Auch 2005 konnte die Parade nicht starten. Erst seit drei Jahren gibt es die Veranstaltung wieder. In jüngsten Umfragen sprachen sich zwei Drittel der Polen gegen Homosexuellen- Demonstrationen aus. Nur 27 Prozent wollten ihnen dieses Recht zugestehen. In Polen sind 90 Prozent der Einwohner Katholiken, Homosexuellen-Organisationen kämpfen gegen eine weitverbreitete Homophobie. Homosexuelle werden in Polen oft als Kranke, Abnormale oder Sünder beschimpft. (jam/dpa/AFP)

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