zum Hauptinhalt

Politik: Mensch, du hast Rechte

Jeder fünfte Deutsche kennt kein einziges Menschenrecht. Am bekanntesten ist die Meinungsfreiheit

Jeder Mensch hat Rechte. In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte sind sie festgeschrieben. Auch ins Grundgesetz haben sie Eingang gefunden. Aber nur wenige Deutsche kennen diese Rechte. Fast jeder Fünfte kann keinen einzigen der 30 Artikel aus der Erklärung der Vereinten Nationen benennen. Das ergab eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Usuma, die die Universität Leipzig zum Tag der Menschenrechte vorstellte. Die 2051 Befragten im Alter von 14 bis 92 Jahren konnten im Durchschnitt nur drei Rechte nennen. Am bekanntesten ist die Meinungsfreiheit, die immerhin jeder Zweite erwähnte.

Relativ häufig erinnerten sich die Befragten an das Recht auf Leben, den Schutz der Menschenwürde, die Religionsfreiheit und das Recht auf Arbeit. Die übrigen 25 Artikel sind dagegen nahezu unbekannt. Nur jeder Zehnte erwähnte das Wahlrecht, den Schutz vor Diskriminierung, das Asylrecht oder das Recht auf Nahrung und Wohnung. „Dies ist ein Defizit demokratischer Bildung“, kritisieren die Autoren der Studie. Der Medizinpsychologe Elmar Brähler von der Universität Leipzig sieht sogar die Gefahr einer „schleichenden Aushöhlung der Menschenrechte“.

Das Wissen über diese Rechte ist in Ost und West sehr unterschiedlich verteilt: Die Westdeutschen nannten in erster Linie die bürgerlichen und politischen Rechte, die wirtschaftlichen Rechte wie das Recht auf Arbeit oder auf soziale Sicherheit sind hingegen im Westen nur wenigen bekannt. Im Osten Deutschlands ist es genau umgekehrt: Hier wurden deutlich mehr wirtschaftliche als politische Rechte genannt. Vor allem das Recht auf Schutz vor Arbeitslosigkeit ist im Osten weitaus bekannter als im Westen. In der DDR waren stets die wirtschaftlichen Rechte in den Mittelpunkt gestellt worden – dem Westen wurde deren Verletzung vorgeworfen. Umgekehrt hatte die Bundesrepublik auf die Verletzung der politischen Rechte durch die DDR hingewiesen.

Heute müssen die Menschenrechte oftmals herhalten, um politisches Handeln in aktuellen Konflikten zu legitimieren – jüngstes Beispiel ist der britische Menschenrechtsbericht zum Irak. Doch um was es dabei genau geht, weiß offenbar nur ein kleiner Teil der Deutschen.

Die Befragten schätzen die Grundfreiheiten zwar als sehr wichtig ein, aktiv für ihre Verwirklichung einsetzen wollen sich aber nur wenige: Sieben Prozent der Deutschen sind „sehr bereit“, sich in einer Menschenrechtsorganisation zu engagieren. Geld spenden wollen nur sechs Prozent.

Zur Startseite