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Politik: Mercedestestfahrer überfährt Fußgängerin

Monatelang hat der Autobahnraser von Karlsruhe in Deutschland für Schlagzeilen gesorgt. Nun kam es zu einem ähnlichen Fall in Schweden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen deutschen Testfahrer wegen Fahrlässigkeit im Verkehr mit Todesfolge.

Stockholm (24.02.2005, 17:16 Uhr) - Ein halbes Jahr nach der Debatte in Deutschland über extrem aggressive Raser in Testautos hat der Unfalltod einer schwedischen Fußgängerin auch im Norden massive Kritik am Fahrverhalten deutscher Testfahrer ausgelöst. Wie Medien am Donnerstag berichteten, wurde eine 45 Jahre alte Mutter von zwei Kindern zwei Tage zuvor auf einer Landstraße in Lappland nahe der Ortschaft Ytterhogdahl von einem außer Kontrolle geratenen Testwagen von Mercedes angefahren und starb an den Unfallfolgen.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 32-jährigen Fahrer aus Deutschland wegen grober Fahrlässigkeit im Verkehr mit Todesfolge. In Karlsruhe hatte das Landgericht im letzten Juli einen DaimlerChrysler-Ingenieur zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt, weil er durch Drängelei mit einem extrem schnellen Testwagen auf der Autobahn den Tod zweier Menschen verursacht hatte.

Im Stuttgart erklärte der zuständige Mercedes-Sprecher Johannes Reifenrath zu dem Unfall in Schweden: «Wir gehen positiv davon aus, dass es keine überhöhte Geschwindigkeit gegeben hat. Das Fahrzeug war in einem technisch einwandfreien Zustand.» Als Grundlage für die Bewertung der Geschwindigkeit auf der winterlich glatten Landstraße nannte Reifenrath die Aussagen des Fahrers und seiner Kollegen in anderen Testwagen.

Nach Bekanntwerden des Unfalls meldeten sich in schwedischen Medien Anwohner, Polizei und ein Autoexperte mit Kritik an generellen Fahrgewohnheiten unter den etwa tausend im Winter hier arbeitenden Testfahrern aus Deutschland zu Wort. Vor allem bei Kolonnenfahrten mit zu hohen Geschwindigkeiten und viel zu geringem Abstand zwischen den Autos müsse man Angst haben, erklärten Bürger im Rundfunk.

Der zuständige Polizeisprecher des Bezirks Arjeplog, Anders Holmlund, bestätigte diese Angaben und nannte Fahren mit mehr als den erlaubten 0,2 Promille Alkohol im Blut als weiteres Problem. «Als wir die Leute von Mercedes erneut darauf aufmerksam machen wollten, haben sie äußerst nachlässig reagiert und wollten gar nicht mit uns reden», sagte Holmlund ebenfalls im Rundfunk.

Der schwedische Autotester Robert Collin warf DaimlerChrysler in der Zeitung «Aftonbladet» vor, die Öffentlichkeit über die Unfallursache zu belügen. Zur Erklärung des Fahrers und seiner Kollegen, er sei zum Unfallzeitpunkt nicht schneller als 55 bis 60 Stundenkilometer gefahren, meinte Collin: «Wenn der Fahrer bei dieser Geschwindigkeit tatsächlich ins Rutschen gekommen ist, hat man ein ernstes Problem mit diesem neuen Luxusauto.» (Von Thomas Borchert, dpa) ()

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