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Merkel bei Bush: Eingespieltes Team

Inszenierung des Idylls: Bei den Themen, die Angela Merkel und George W. Bush in Texas besprochen haben, gab es wenig Bewegung. Die Meinungsunterschiede zu Iran und Klima werden aber in nette Worte gepackt.

Politik ist ein langsames Geschäft, verglichen mit menschlichen Beziehungen. Angela Merkel und George W. Bush haben in den 22 Monaten seit ihrem ersten Besuch als Kanzlerin einen persönlichen, ungezwungenen Umgang entwickelt, das zeigte ihr Treffen auf seiner Ranch in Texas am Freitag und Samstag. Bei den Themen, die sie erneut beackerten – Afghanistan, Iran, Nahost, Kosovo, Reform des UN-Sicherheitsrats, Klimaschutz – gibt es weniger Bewegung. Bei der Pressekonferenz sprechen sie nun fast mit einer Stimme. Beide kennen die Nuancen, die dem Anderen wichtig sind.

Im Atomstreit mit Iran rüstet Bush ihr zuliebe rhetorisch ab. „Ich glaube fest an eine diplomatische Lösung, wenn die übrigen Staaten zusammenarbeiten.“ Als ein deutscher Journalist fragt, wann seine Geduld am Ende sei, verzichtet er sogar auf die Formel, die er sonst stets wiederholt, um Druck zu machen: Auch die militärische Option liege auf dem Tisch. Diesmal sagt Bush, das sei eine hypothetische Frage – und auf hypothetische Fragen antworte er nicht. Natürlich, er hat auch nichts von der Drohung zurückgenommen. Sie bleibt bestehen.

Merkel erwidert, wenn es keine Fortschritte gebe, dann „müssen wir eine neue Runde von Sanktionen beschließen“, im UN-Sicherheitsrat. Sie werde die deutsche Wirtschaft dann drängen, den Handel mit dem Iran, der bereits stark zurückgehe, weiter zu reduzieren. „Jawohl“, kommentiert Bush ihre Zusammenfassung der Gespräche auf deutsch.

Die kurze Pressekonferenz ist als Idyll inszeniert: zwei Mikrofone auf dem Präriegras vor Bushs Ranchhaus, einem einstöckigen, mit gelbem Kalkstein verkleideten Bau mit weit vorspringendem Aluminiumdach, das auf wenig behauenen Baumstämmen ruht. Ringsum spenden die dunkelgrünen Äste der ortstypischen Eichen Schatten. „Die Sonne ging gerade auf, die Vögel zwitscherten“, beschreibt Bush den Morgenspaziergang. Sie bedankt sich beim „lieben George“ für die Einladung „auf dieses schöne Fleckchen Erde“. Im Hintergrund wartet Ehemann Joachim Sauer in Bluejeans.

Ihre Meinungsunterschiede beim Klimaschutz packen sie in nette Worte. „Das Thema liegt mir am Herzen“, versichert Bush. Aber er werde „nur Maßnahmen unterstützen, die die Wirtschaft nicht ruinieren“. Man brauche Gewinne, um in den Emissionsschutz zu investieren. Merkel sieht „genug gemeinsame Positionen zwischen den USA und Europa“, um sich auf eine Agenda nach Auslaufen des Kyoto-Klimaprotokolls zu einigen.

Und wieder zeigen sich die unterschiedlichen Gewichtsklassen von Weltmacht und Mittelmacht. Die US-Journalisten fragen nach nur einem Thema: Pakistan – und diese Fragen richten sich allein an Bush. Deutschland hat dort wenig Einfluss. Bush bekräftigt sein Vertrauen in Militärmachthaber Musharraf. „Er wird seine Uniform ausziehen und freie Wahlen abhalten, ich habe sein Wort.“

Ein Abend und ein Morgen sind kaum Zeit genug für die vielen Problemen. Vor dem Abflug wolle er „Angela noch einen Hamburger servieren“, beendet George die Pressebegegnung. Und sie vollendet seinen Satz: „…was für mich als Hamburgerin eine großartige Sache ist.“ Sie sind ein eingespieltes Team.

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