zum Hauptinhalt
Update

Gefangenenaustausch: Merkel erleichtert über Freilassung Schalits

Der seit mehr als fünf Jahren verschleppte Soldat Gilad Schalit ist frei und wieder in Israel. Im Tausch gegen ihn entließ Israel mehrere hundert palästinensische Gefangene. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich erleichtert.

Ein israelischer Armeesprecher bestätigte, dass Gilad Schalit am Grenzübergang Kerem Schalom zwischen Israel und Ägypten eingetroffen ist. Der israelische Fernsehsender Channel 2 berichtete zuvor von Schalits Eintreffen in Israel unter Berufung auf Bilder des ägyptischen Fernsehens, die Schalit in Begleitung von Sicherheitskräften zeigten. Kurz zuvor berichtete das ägyptische Fernsehen von der Ankunft freizulassender palästinensischer Gefangener an der Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen. Der 25-jährige Schalit wird gegen zunächst 477 von insgesamt 1027 palästinensischen Gefangenen ausgetauscht.

Schalit war am Dienstagmorgen zuerst nach Ägypten gebracht worden. Vertreter von Hamas und israelischer Armee bestätigten die Übergabe. Nach Angaben des Zweiten Israelischen Fernsehens ist Schalit in gutem Zustand. „Gilad geht es gut“, meldete der Sender unter Berufung auf namentlich nicht genannte israelische Repräsentanten. Eine israelische Armeesprecherin wollte sich dazu allerdings nicht äußern.

Die palästinensischen Häftlinge wurden nach ihrer Freilassung jubelnd in den Palästinensergebieten begrüßt. In Ramallah küsste Palästinenserpräsident Mahmud Abbas freigelassene Gefangene, die zu seinem Amtssitz gebracht wurden. Auch im Gazastreifen feierten Tausende Menschen die Ankunft von Häftlingen. Etwa 40 Gefangene sollen über Ägypten in Drittländer abgeschoben werden.

In der Nähe des Übergang Beitunia in das Westjordanland kam es während des Häftlingsaustauschs zu Zusammenstößen palästinensischer Demonstranten mit israelischen Sicherheitskräften. Die israelische Armee teilte mit, etwa 1500 Palästinenser hätten Steine geworfen und Reifen in Brand gesetzt. Die Sicherheitskräfte hätten Tränengas eingesetzt.

Insgesamt wird Israel der Vereinbarung zufolge für Schalit schrittweise mehr als 1000 von etwa 6000 palästinensischen Gefangenen freilassen. Die zweite Phase soll offiziellen Angaben zufolge in zwei Monaten abgewickelt werden. Dann sollen die restlichen 550 Palästinenser freigelassen werden.

Lesen Sie weiter: Wie die deutsche Regierung auf den Austausch reagiert

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hofft nach der Freilassung des israelischen Soldaten Gilad Schalit auf neue Bewegung im Nahost-Friedensprozess. Merkel äußerte sich am Dienstag in Berlin erleichtert über das Ende des Geiseldramas nach mehr als fünf Jahren.

Insbesondere dankte sie nach Angaben des Regierungssprechers Steffen Seibert Ägypten für die Vermittlung zwischen Israelis und Palästinensern. Auf die deutsche Mitwirkung ging sie nicht ein.

„Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Israel und Ägypten in dieser Angelegenheit lässt hoffen, dass die jüngsten Spannungen zwischen den beiden Ländern wieder gutnachbarschaftlichen Beziehungen Platz machen“, erklärte die CDU-Vorsitzende. „Dies wäre ein wichtiger Beitrag zum Friedensprozess im Nahen Osten.“ Die indirekten Friedensgespräche zwischen Israelis und Palästinensern sollen nach mehr als einjähriger Pause nächste Woche wieder aufgenommen werden.

Die Kanzlerin ging auch auf das persönliche Schicksal des 25-jährigen israelischen Soldaten ein. Schalit könne nun „endlich zu seiner Familie und seinen Freunden zurückkehren“. Sie wünsche ihm, „dass er sich von allem, was er erleiden musste, rasch erholt und in sein Leben zurückfindet“.

Im Unterschied zu Merkel erwähnte Außenminister Guido Westerwelle auch die Mitwirkung eines Vermittlers des Bundesnachrichtendienstes (BND). „Ich bin froh, dass Deutschland zu Gilad Schalits Freilassung beitragen konnte“, sagte der FDP-Politiker. „Die Bereitschaft zu helfen war für uns selbstverständlich.“ Auch Westerwelle äußerte die Hoffnung auf eine Wiederbelebung des Friedensprozesses.

Schalit geriet 2006 im Grenzgebiet zum Gazastreifen mit seiner Panzerbesatzung in einen Hinterhalt der Hamas und wurde gefangengenommen. Zwei seiner Kameraden wurden getötet. Israel nahm den Zwischenfall zum Anlass für eine massive Militäraktion gegen den Gazastreifen. Außerdem verschärfte das Land die Blockade des von der Hamas beherrschten Küstengebiets. (AFP/dpa/Reuters)

, ,

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false