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Merkel in Uniform: In Wort und Bild (hier im Oktober in Dresden) greifen die Pegida-Anhänger gern zu drastischen Vergleichen.

© Matthias Schumann/imago

Merkel und Hitler in einem Satz: Nazi-Vergleiche haben bei Pegida Konjunktur

"Angela Merkel ist der schlimmste Kanzler, den Deutschland seit Adolf Hitler hatte": Bei der Demo eines Pegida-Ablegers in Karlsruhe wurde mal wieder die rhetorische Keule ausgepackt.

Der Satz ist perfide. "Angela Merkel ist der schlimmste Kanzler, den Deutschland seit Adolf Hitler hatte." Strenggenommen könnte man das über jeden Regierungschef zwischen Adenauer und Merkel sagen, von dem man nicht sonderlich viel hält. Es heißt ja nicht "so schlimm wie" oder "schlimmer als". Einen echten sprachlichen Vergleich enthält die Formulierung also nicht. Trotzdem suggeriert sie eine Nähe von Merkel und Hitler. Was soll das?

Es geht mal wieder um die pure Provokation. Gesagt hat den Satz am Dienstagabend nämlich der Blogger Michael Mannheimer bei einer Kundgebung des Pegida-Ablegers "Widerstand Karlsruhe", wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Im selben Zusammenhang warf der Redner der Bundesregierung auch "Hochverrat" wegen ihrer Flüchtlingspolitik vor und forderte außerdem die Absetzung von Bundespräsident Joachim Gauck.

Die gute Nachricht: Nur rund 60 Anhänger hörten dem Mann zu. Dafür protestierten nach Polizeiangaben rund 300 Gegendemonstranten in der Karlsruher Innenstadt lautstark gegen den Aufzug des fremdenfeindlichen Bündnisses.

Nazi-Vergleiche haben bei Pegida derzeit Konjunktur: Erst am Montagabend hatte Pegida-Gründer Lutz Bachmann Bundesjustizmister Heiko Maas bei einer Kundgebung in Dresden in die Nähe des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels gerückt. Er bezeichnete Maas als den "schlimmsten geistigen Brandstifter" seit Goebbels und Karl-Eduard von Schnitzler. Letzterer hatte als Chefkommentator des DDR-Fernsehens mit der Sendung "Der schwarze Kanal" jahrzehntelang gegen Regierung und Medien in Westdeutschland agitiert. Maas verzichtete auf eine Anzeige.

Im Oktober hatte der deutsch-türkische Autor Akif Pirinçci für Empörung gesorgt, als er ebenfalls bei Pegida in Dresden sagte, "die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb". Asylgegner stilisierte er zu den neuen Juden, die verantwortlichen Politiker von heute machte er zu den neuen Nazis. Mit Ausdrücken wie "Moslemmüllhalden" und "Umvolkung" bediente er sich der rhetorischen Methoden der Nazis. (mit dpa)

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