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Angela Merkel und Horst Seehofer auf der gemeinsamen Pressekonferenz.

© AFP

Merkel und Seehofer vor der Wahl: Es klingt fast wie bayerisches Kabarett

Angela Merkel ist Kanzlerkandidatin auch der CSU, aber die Union zieht streitend in die Auseinandersetzung. Ob sie damit auch auf Tour gehen? Ein Kommentar.

Das hat die Welt noch nicht gesehen. Die Union erst recht nicht. Kein Wunder, dass Angela Merkel vom „schwierigsten Wahlkampf von allen, die ich bislang erlebt habe“, spricht – bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Horst Seehofer. So viel Gemeinsamkeit muss heute sein.

Seehofer ist – ja, was? Nach jüngstem Stand: Merkels Freund-Feind. Das hat nämlich noch nie einer versucht: Gemeinsames übers Trennende zu definieren. Da ist sie, die Verwürfelung des Balls, von der Merkel zuweilen spricht. Also: „Wir ziehen gemeinsam in diesen Wahlkampf“, kündigt Seehofer an. Die Unionsparteien sollen wieder stärkste gemeinsame Fraktion im Parlament werden. Merkel ist sich aber gar nicht so sicher – im Hinblick auf die Fraktionsgemeinschaft.

Zwar betonen die Unionsvorderen ihre Solidargemeinschaft zum Zwecke höherer Stimmzahlen. Aber als die Rede auf die CSU-Forderung nach einer Obergrenze für Flüchtlinge kommt, hört die Solidarität schlagartig auf. Ausgerechnet beim Münchner „Friedensgipfel“.

So sagt die Kanzlerin, deren Haltung seit Monaten ein Nein zur Obergrenze auch nach der Bundestagswahl ist: „Ich habe nicht die Absicht, hier die Position zu ändern.“ Seehofers Position ist auch länger schon unverändert: Ohne Obergrenze in einem Koalitionsvertrag werde die CSU in die Opposition gehen. Heißt: notfalls auch zur CDU.

Was für ein Duo!

Aber es gibt noch mehr Einigkeit in Uneinigkeit. Auf die Frage, ob sie notfalls den Bruch der Fraktionsgemeinschaft im Bundestag in Kauf nehmen würde, sagt Merkel nicht Nein. Sondern: Sie befasse sich jetzt damit, wie sie die Wahl gewinne. „Und damit bin ich erst mal voll ausgefüllt.“

Was für ein Duo! Merkel und Seehofer streiten auf offener Bühne. Vielleicht gehen sie damit auch auf Tour: Die Kanzlerin schließt einen Wahlkampfauftritt mit Seehofer „nicht aus“, einen wohlgemerkt. Seehofer wiederum lädt sie ausdrücklich zu mehreren gemeinsamen Auftritten ein. So wird Politik zum Spektakel.

Immerhin wurden sich die Schwestern CSU und CDU noch einig, Merkel zur gemeinsamen Kanzlerkandidatin zu ernennen. Weil alles andere ja auch zum sofortigen Bruch geführt hätte. Vor aller Augen.

Seehofers Strategie klingt fast wie bayerisches Kabarett. Man meint, Gerhard Polt zu hören: „Wir kämpfen um die ganze Breite der Bevölkerung. Wir wollen auch Wähler, die von der Union enttäuscht waren, wieder zurückgewinnen.“

Aber es geht noch besser. Am 24. September wird gewählt. Ziel der Union: Rot-Rot-Grün unter Martin Schulz als SPD-Kanzler verhindern. „Das geschieht durch die Gemeinsamkeiten von CDU und CSU“, sagt Seehofer. Durch die Gemeinsamkeiten?

Die SPD hat derweil in Umfragen nicht nur deutlich aufgeholt – sondern bei Insa im Auftrag des Millionenblatts „Bild“ erstmals die Union überholt. Die Sozialdemokraten liegen nun mit 31 Prozent einen Punkt vorn. Dabei muss es nicht bleiben: noch acht Monate gemeinsamer Unionswahlkampf.

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