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Politik: Merkels Mannschaft

Sie ist die erste Kanzlerin der Republik, ihr Kabinett das zweite schwarz-rote seit 1949. Wer regiert Deutschland in den kommenden vier Jahren?

Peer Steinbrück (SPD) wird Finanzminister. Der 58-Jährige gilt als Pragmatiker und Garant für die Fortsetzung des Reformkurses. In NRW war der studierte Volkswirt bereits einmal Finanzminister – bevor er dort im Jahr 2002 Ministerpräsident wurde. Vor einem halben Jahr verlor er die Landtagswahl gegen gegen Jürgen Rüttgers (CDU).

Franz Müntefering (SPD) wird Vizekanzler – und Arbeitsminister. Auch nach seinem Rücktritt als SPD-Chef hält der 65-Jährige damit eine Schlüsselposition im schwarz-roten Kabinett. Union und SPD haben schließlich verkündet, sie würden sich daran messen lassen, wie der neuen Regierung der Abbau der Arbeitslosigkeit gelinge.

Frank-Walter Steinmeier (SPD), der neue Außenminister, gilt mit 49 bereits als „graue Eminenz“ des Berliner Politikbetriebs. Als Kanzleramtschef und rechte Hand von Merkel-Vorgänger Schröder zog der Jurist seit 1999 alle Fäden. Seine Karriere begann in Hannover, im Büro ebenjenes Schröder, als dieser noch Ministerpräsident war.

Michael Glos (CSU) wird Wirtschaftsminister. Der fränkische Müllermeister sprang für Edmund Stoiber in die Bresche, der sich lieber doch mit der Münchner Staatskanzlei begnügte. Der 60-Jährige führte die CSU-Landesgruppe im Bundestag fast 13 Jahre lang. Er gilt als scharfzüngig, versteht sich aber gut mit Angela Merkel.

Ulla Schmidt (SPD) bleibt Gesundheitsministerin. Die „rheinische Frohnatur mit guten Nerven“ hat das Amt bereits seit 2001 inne. Die 56-Jährige, die zum konservativen Seeheimer Kreis der SPD gehört, hat gute Kontakte zum CSU-Gesundheitsexperten Horst Seehofer, was die Verhandlungen zur Gesundheitsreform erleichterte.

Sigmar Gabriel (SPD), der neue Umweltminister, hat einen steinigen Weg an die Spitze der Bundespolitik hinter sich. Lange galt der 46-Jährige als Nachwuchshoffnung der SPD, doch nach seiner Niederlage bei der Wahl 2003 in Niedersachsen, als Christian Wulff ihn als Regierungschef ablöste, folgte der vorläufige Absturz.

Thomas de Maizière (CDU) übernimmt als Kanzleramtsminister die Koordinierung der Regierungsarbeit. Der 51-jährige Jurist war bisher Innenminister in Sachsen. 1990 war der Neffe von Lothar de Maizière als Berater der letzten DDR-Regierung tätig, danach gehörte er mehrere Jahre dem Kabinett in Mecklenburg-Vorpommern an.

Wolfgang Tiefensee (SPD) übernimmt das Ministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen/Aufbau Ost. Der 1955 in Gera geborene Tiefensee war bisher OB von Leipzig. Er kann auf Erfahrungen bei der Ansiedlung von Unternehmen in der Stadt verweisen. 2003 arbeitete er in der Hartz- Kommission an der Agenda 2010 mit.

Horst Seehofer (CSU) wird Minister für Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Der 56-Jährige gehörte als Gesunheitsminister 1992 bis 1998 bereits einer Bundesregierung an. Der Sozialexperte, der 2003 Verhandlungsführer der Union bei den Konsensgesprächen mit Rot-Grün zur Gesundheitsreform war, ist Vizeparteichef in Bayern.

Ursula von der Leyen (CDU) übernimmt das Ministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend. Die 47-jährige bisherige niedersächsische Sozialministerin – sie hatte dieses Amt nur zwei Jahre inne – ist von Beruf Ärztin. Sie hat sieben Kinder und gilt deshalb als glaubwürdige Verfechterin besserer Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Franz Josef Jung (CDU) wird Verteidigungsminister. Der 56-Jährige gilt als enger Vertrauter des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch. Er saß seit 1983 im Wiesbadener Landtag, war dort lange parlamentarischer Geschäftsführer, später Staatskanzleichef. Von April 2003 an bis vergangene Woche führte er die CDU-Landtagsfraktion.

Brigitte Zypries (SPD) bleibt Justizministerin. Die 52-jährige Politikerin ist seit langem eine Vertraute von Gerhard Schröder, schon 1991 berief der damalige Ministerpräsident sie in seine Staatskanzlei in Hannover. Nicht erst seit der Hochwasserkatastrophe 2002 gilt Zypries als „echte Kärrnerin“, die „sich richtig reinkniet“.

Annette Schavan (CDU) wird Ministerin für Bildung und Forschung. Die 50-jährige CDU- Vize ist baden-württembergische Kultusministerin. Die Merkel-Vertraute musste sich vor einem Jahr bei der CDU-Mitgliederbefragung in ihrem Land über die Kandidatur für das Ministerpräsidentenamt Günther Oettinger geschlagen geben.

Heidemarie Wieczorek- Zeul (SPD) bleibt Entwicklungsministerin. Die frühere Juso-Chefin war von 1993 bis vergangene Woche Parteivize. Wegen ihrer Zugehörigkeit zum linken Flügel und ihrer Haarfarbe heißt sie „die rote Heidi“ – und wird weiter um Anhebung der Entwicklungshilfe auf 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts streiten.

Wolfgang Schäuble (CDU) wird künftig das Innenministerium führen. Der 63-jährige bisherige Vizefraktionschef der Union hatte das Amt schon mal. Politische Erfahrung hat Schäuble, der seit 33 Jahren im Bundestag sitzt, wie sonst wohl keiner im neuen Kabinett. Innenminister war er schon mal, Fraktionschef, CDU-Vorsitzender.

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