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Politik: „Merkels Reise war wichtig“

Sieben Tage Lateinamerika: Kanzlerin Angela Merkel hat ihre längste Auslandsreise beendet. Was hat’s gebracht?

Sieben Tage Lateinamerika: Kanzlerin Angela Merkel hat ihre längste Auslandsreise beendet. Was hat’s gebracht?

Es hat was gebracht für die Wahrnehmung Deutschlands in Lateinamerika. Deutschland hat ein Interesse an der Zusammenarbeit dokumentiert, das sich nun durch konkrete Maßnahmen auch in der Praxis niederschlagen muss.

Warum war die Reise wichtig?

Für die deutsche Politik ist es wesentlich, dass sie insbesondere für die globale Politik Partner hat, mit denen sie schnell zu gemeinsamen Positionen kommen kann. Da spielt Lateinamerika jenseits der USA eine zentrale Rolle.

Über welche Themen sprechen wir dabei?

Klimapolitik, die Nichtweiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen …

… das heißt, Lateinamerika müsste anders als bisher auch in den Atomstreit mit dem Iran eingebunden sein?

Klar. Wir brauchen eine globale Antwort auf die Frage nach dem Umgang mit Massenvernichtungswaffen – und Lateinamerika hat als atomwaffenfreie Zone eine klare Position bezogen, die man gemeinsam international stärken sollte. Das gilt auch für die Reform des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Diese Institutionen müssen sich mehr als bisher als Helfer der Entwicklungsländer verstehen. Da könnte es hilfreich sein, wenn zumindest die Schwellenländer stärker beteiligt wären und mehr Stimmgewicht bei der Ausrichtung der Ziele und Programme hätten.

Wie berechtigt ist die Hoffnung, dass vom EU-Lateinamerika-Gipfel tatsächlich ein entsprechender Impuls ausgeht?

Wenn man das wüsste. Das Problem der Reisediplomatie ist, dass, von Ausnahmen wie der Nahrungsmittelfrage abgesehen, die auf dem G-8-Gipfel behandelt werden soll, in der Regel nicht gesagt wird, wie die nächsten Schritte aussehen sollen. In den Beziehungen kommt es auf die alltägliche Kooperation zwischen Ministerien, Wirtschaftsverbänden, Universitäten und Forschungseinrichtungen an. Hier kann Politik Zeichen setzen und Rahmenbedingungen schaffen, um, und das ist jetzt die Aufgabe, die neue Aufmerksamkeit in eine Strategie umzusetzen.

Stehen Aufwand und Ertrag solcher Gipfeltreffen in einem vernünftigen Verhältnis?

Ich glaube, gerade angesichts der wachsenden Vielfalt in Lateinamerika ist es wichtig gewesen, dass die Bundeskanzlerin die Heterogenität, die Renationalisierung des Denkens und des ökonomischen Handelns zur Kenntnis genommen hat und sich darüber klar geworden ist, dass es keinen einheitlichen Linksruck gibt.

Ist das Schlagwort von der Wiederentdeckung Lateinamerikas gar nicht so falsch?

Nach der Lateinamerikareise von Gerhard Schröder vor sechs Jahren war davon auch schon die Rede. Das ist ein Armutszeugnis für die deutsche Politik. Man kann nur hoffen, dass es diesmal eine Entdeckung der Vielgestaltigkeit des Subkontinents ist – und der Notwendigkeit, dieser Vielgestaltigkeit Rechnung zu tragen.

Günther Maihold

ist Lateinamerika-

Experte und

stellvertretender

Direktor der Stiftung Wissenschaft

und Politik in Berlin.

Das Gespräch führte Michael Schmidt.

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