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Merkels Wahlkampfhilfe: Sarkozy will mit dem Vorbild werben

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl noch gar nicht offiziell erklärt – und erhält schon Merkels Angebot zur Wahlkampfhilfe. Wie kommt das in Frankreich an?

Dass der französische Präsident und die deutsche Kanzlerin nach den Irritationen zu Beginn ihrer Amtszeit heute „dieselbe Sprache sprechen“, wie es Sarkozy ausdrückte, ist in der Tat ein Glücksfall für Europa. Das unterstrichen Sarkozy und Merkel auch in einem Fernsehinterview, das im Anschluss an das Gipfeltreffen im Elysée-Palast aufgenommen wurde.

Doch um diese Botschaft allein geht es Merkel und Sarkozy nicht. Die Kanzlerin engagiert sich an der Seite des Präsidenten für dessen Wiederwahl. Sie will bei gemeinsamen Auftritten mit Sarkozy am Wahlkampf teilnehmen. Das gestrige TV-Interview war der Auftakt. Und es ist eine Premiere. In der knapp 50-jährigen Geschichte der deutsch-französischen Zusammenarbeit seit Abschluss des Elysée-Vertrages von 1963 haben sich Präsidenten und Kanzler zwar wiederholt in entscheidenden Momenten für Europa gemeinsam an ihre Wähler gewandt. So weit wie heute ging das aber nicht.

Für Sarkozy ist Deutschland, das er vor fünf Jahren kaum kannte, zum Modell geworden. „Deutschland hat einen immensen Erfolg“, sagte er, „meine Pflicht ist es, dafür zu sorgen, dass Frankreich sich von dem inspirieren lässt, was in der Welt funktioniert, und nicht von dem, was nicht funktioniert.“ In einem TV-Interview vor zehn Tagen bezeichnete er Deutschland fünfzehnmal als Vorbild. Nach eigener Aussage bewundert er Angela Merkel. Und diese Bewunderung wird von vielen seiner Landleute geteilt. Nach einer Umfrage vom vergangenen Jahr traut eine Mehrheit eher der deutschen Kanzlerin als ihrem Präsidenten die Überwindung der Krise zu. Doch manchem Franzosen geht diese Bewunderung auch zu weit. Die Satirezeitung „Le canard enchaîné“ brachte das mit einer Karikatur zum Ausdruck, in der Merkel zu Sarkozy sagt: „Die beste Lösung ist, Frankreich unter deutsche Vormundschaft zu stellen.“

Mit ihrer Parteinahme für Sarkozy geht Merkel das Risiko ein, dass sie vor allem auf der Linken antideutsche Reaktionen hervorruft. Sie brüskiert den sozialistischen Gegenkandidaten François Hollande, der sich bisher vergeblich um ein Treffen mit der Kanzlerin bemüht hat. „Sie hat Angst vor ihm“, meint der frühere sozialistische Außenminister Hubert Védrine. Auf jeden Fall misstraut sie dessen Forderung einer Neuverhandlung des europäischen Fiskalpakts und anderen Wahlkampfaussagen.

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