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Mexiko: Klimakonferenz unter strengem Schutz

Im mexikanischen Cancun beginnt am Montag die 16. UN-Klimakonferenz – die Veranstalter bieten tausende Sicherheitskräfte auf.

Auf die Frage, was denn bei der 16. UN-Klimakonferenz im mexikanischen Badeort Cancun anders sein werde als vor einem Jahr in Kopenhagen, hatte die UN-Klimachefin Christiana Figueres eine schlagfertige Antwort: „Das Wetter.“ Von der karibischen Schwüle am Badeort im Südwesten Mexikos dürften die Konferenzteilnehmer allerdings wenig mitbekommen, wenn sie mit klimatisierten Bussen zwischen ihren klimatisierten Hotels und dem klimatisierten Konferenzgebäude hin- und herkutschiert werden. Denn die mexikanische Regierung hat ein Sicherheitsaufgebot mobilisiert, als würden sämtliche Staatschefs der Welt anreisen, und die Veranstaltung vom 29. November bis 10. Dezember so organisiert, dass zwischen Delegierten auf der einen und Umweltschützern und Aktivisten auf der anderen Seite so wenig Kontakt wie möglich zustande kommt.

Die Delegierten debattieren hinter verschlossenen Türen in den 41 Verhandlungszimmern und zwei Plenarsälen im Luxushotel „Moon Palace“, während die NGOs und Lobbyisten in die sieben Kilometer entfernte Cancun-Messe verbannt werden. Am dritten Veranstaltungsort, der sogenannten „Villa Climatica“ im Stadion, finden Konzerte, Sportveranstaltungen und Ausstellungen zum Thema statt. Die Journalisten dürfen zwar pendeln, müssen sich aber erst einer strengen Sicherheitskontrolle in der Messe unterziehen und werden danach in Sonderbusse verfrachtet. Die Furcht vor Anschlägen der Drogenmafia, der Präsident Felipe Calderon den Krieg erklärt hat, ist groß. Die Halbinsel Yucatan, auf der Cancun liegt, ist eine Drehscheibe für Drogenhandel und Geldwäsche.

Rund 6000 Sicherheitskräfte werden nach Angaben der Lokalregierung deshalb mobilisiert. Die Veranstaltungszone wird in drei Sicherheitsringe eingeteilt. Eine unbemannte Drohne soll von der Luft aus die Gegend 24 Stunden am Tag beobachten, an den Zufahrtsstraßen nach Cancun werden Straßensperren errichtet, an der Küste patrouillieren Boote der Marine. Rund um die Veranstaltungsorte sorgen mehrere Hundertschaften Bundespolizei für Ordnung. Die Gemeindepolizei schließlich soll vor allem die Demonstranten im Zaum halten.

Damit sich Mexiko im besten Lichte präsentiert, wurden in letzter Minute Straßen geteert und Blumenrabatten erneuert. Die bis dato eher mitleiderregende Gemeindepolizei erhielt neue Uniformen, Schlagstöcke und Polizeiautos. Sogar Geld für neue Überwachungskameras machte die Bundesregierung locker – nachdem der lokale Sicherheitschef Eduardo Cardona Benitez einräumen musste, dass von den 96 Überwachungskameras der Stadt nur sechs funktionieren. Elektroautos, Solarpaneele und ein Windrad sollen für umweltfreundliche Energie während der Konferenz sorgen und auch noch danach den Hotels der Zone zur Verfügung stehen, so dass jährlich 4000 Kubikmeter CO2-Emissionen eingespart werden können. „Oberflächliche Schminke“, kritisieren Umweltschützer die Maßnahmen. Für das Windrad gegenüber dem „Moon Palace“ liege keine Umweltverträglichkeitsstudie vor, und überhaupt sei das in den 70er Jahren aus dem Boden gestampfte Cancun ein Beispiel für nicht nachhaltiges Wirtschaften. So seien für den Bau der Hotelketten Mangroven zerstört worden, die Stadt ertrinke im Müll und der Strand müsse wegen Erosion immer wieder künstlich aufgeschüttet werden, klagt Guadalupe Alvarez von der lokalen Umweltorganisation Cielo, Tierra y Mar.

Freude herrscht hingegen bei den Hoteliers, die sich vom Gipfel Mehreinnahmen von etwa 75 Millionen Dollar erhoffen. Insgesamt werden rund 30 000 Teilnehmer erwartet, rund zwei Dutzend Hotels in Cancun sind bereits komplett ausgebucht.

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