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Der sambische Schotte Guy Scott ist für 90 Tage Präsident des südafrikanischen Landes. Er ist der erste Weiße seit mehr als 20 Jahren, der ein afrikanisches Land führt. Der 70-Jährige darf allerdings nicht zur Wahl antreten, da seine schottischen Eltern nicht in Sambia geboren sind. Das schreibt die sambische Verfassung jedoch vor.

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Michael Sata stirbt mit 77 Jahren: Sambia verliert seinen Präsidenten

Michael Sata ist tot. Der 77-Jährige eiferte Simbabwes Staatschef Robert Mugabe nach. Auch er wollte ausländische Firmen stärker belasten. Die Zukunft des rohstoffreichen Landes ist unklar. Und das gilt auch für das Nachbarland Simbabwe.

Seit mehr als vier Monaten hatte man ihn nur noch selten in der Öffentlichkeit gesehen, nun herrscht Gewissheit: Nach offenbar schwerer Krankheit ist Sambias Präsident Michael Sata am Dienstagabend im Alter von 77 Jahren in einem Londoner Krankenhaus gestorben – nur wenige Tage nach dem 50. Unabhängigkeitstag seines Landes, den er schon nicht mehr miterlebt hat. Am 20. Oktober, vier Tage vor den Unabhängigkeitsfeiern, hatte sich Sata in Behandlung nach London begeben. Vizepräsident Guy Scott wurde zum Interimsnachfolger ernannt. Er soll die Amtsgeschäfte bis zur Neuwahl führen, die voraussichtlich binnen 90 Tagen abgehalten wird. Scott ist schottischer Abstammung und kann das Amt aus verfassungsrechtlichen Gründen vermutlich nicht übernehmen. Sata selbst hatte seinen Verteidigungsminister Edgar Lengu zum geschäftsführenden Präsidenten gemacht, bevor er abreiste.

Im September verpasste Michael Sata schon seine Rede bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen. Da war sein Gesundheitszustand schon monatelang Thema in Sambia. Das Foto zeigt ihn bei seiner letzten Rede vor den UN im September 2013.
Im September verpasste Michael Sata schon seine Rede bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen. Da war sein Gesundheitszustand schon monatelang Thema in Sambia. Das Foto zeigt ihn bei seiner letzten Rede vor den UN im September 2013.

© Reuters

Sata ist der zweite sambische Präsident, der im Amt gestorben ist. 2008 war der damals 59-jährige Levy Mwanawasa einem Schlaganfall erlegen. Sata war vor allem als lautstarker Kritiker der chinesischen Expansionspolitik in Afrika in Erscheinung getreten. Sein Spitzname war "King Cobra". Als er dann aber vor drei Jahren im vierten Versuch an die Macht kam, arrangierte er sich schnell mit Peking. Der frühere Gewerkschafter hatte den wirtschaftsliberalen Staatschef Rupiah Banda abgelöst, dessen Regierung China lange hofiert hatte. Seit der Jahrtausendwende ist das Handelsvolumen zwischen China und dem Kupferland im südlichen Afrika von knapp 100 Millionen auf mehr als drei Milliarden Dollar gestiegen. Sambia ist zusammen mit Angola, der Demokratischen Republik Kongo und dem Sudan, zu einem Schwerpunktland der Chinesen in Schwarzafrika geworden.

Sata drohte den Chinesen - und arrangierte sich dann mit ihnen

Sata, der vielerorts als Populist galt, sah sich selbst zeit seines Lebens als „Anwalt der Armen“. In diesem Zusammenhang hatte er den Chinesen vor seinem Amtsantritt immer wieder mit dem Rauswurf gedroht, weil diese die sambischen Arbeitsrechte zumeist grob missachten und statt einheimischer oft aus China importierte Arbeitskräfte einstellen. Tatsächlich ist es in den vergangenen Jahren in den Kupferminen im Norden des Landes immer wieder zu Ausschreitungen gegen das chinesische Management gekommen – zum einen wegen der sehr niedrigen Löhne, zum anderen wegen der geringen Sicherheits- und katastrophalen Umweltstandards.
Seit Jahren galt Sata zudem als glühender Anhänger von Simbabwes autokratischem Herrscher Robert Mugabe, der in den zurückliegenden Jahren fast alle weißen Großfarmer in seinem Land enteignet hat – und nun die ausländischen Unternehmen ins Visier nimmt. Wie Mugabe wollte auch Sata die ausländischen Firmen zu einer stärkeren Beteiligung einheimischer Staatsbürger zwingen. Während Mugabe eine Umverteilung von 51 Prozent fordert, schwebte Sata zunächst ein Anteil von mindestens 25 Prozent Beteiligung an Unternehmen vor. Zuletzt hatte Satas Regierung den Minenkonzernen gedroht, sie mit einer Sondersteuer zu belegen. Dadurch soll das Land stärker als bisher an dem inzwischen jedoch stark rückläufigen Kupferpreis partizipieren. Dabei hat gerade Sambia mit solchen Eingriffen denkbar schlechte Erfahrungen gemacht.

Grace Mugabe (49) versucht sich als Nachfolgerin für ihren Mann, Robert Mugabe (90), ins Gespräch zu bringen. Der Präsident wehrt sich jedenfalls nicht gegen die Idee. Grace Mugabe führt seit einiger Zeit die Frauenliga der Regierungspartei Zanu-PF.
Grace Mugabe (49) versucht sich als Nachfolgerin für ihren Mann, Robert Mugabe (90), ins Gespräch zu bringen. Der Präsident wehrt sich jedenfalls nicht gegen die Idee. Grace Mugabe führt seit einiger Zeit die Frauenliga der Regierungspartei Zanu-PF.

© dpa

Die Verstaatlichung der Kupferindustrie in den 1970er Jahren gilt als Hauptgrund dafür, dass die frühere britische Kolonie ihren Reichtum fast völlig verspielte und heute mit einem Bruttoinlandsprodukt von 1500 US-Dollar pro Kopf zu den ärmsten Staaten der Welt zählt. Mehr als zwei Drittel seiner 13 Millionen Einwohner leben heute von weniger als zwei Dollar am Tag und damit knapp über der Armutsgrenze. Ein leichtes Erbe wird sein Nachfolger nicht haben.

Im Nachbarland Simbabwe regiert das Chaos

Die politische Unsicherheit in Sambia trifft mit der Dauerkrise im Nachbarland Simbabwe zusammen. Zwar hat der 90-jährige Robert Mugabe sich mit der Wahl 2013 noch mal ein paar Jahre Macht gesichert. Doch in seiner Partei Zanu-PF ist inzwischen endgültig ein Machtkampf um seine Nachfolge ausgebrochen. Vor wenigen Tagen hat seine 41 Jahre jüngere Frau Grace Mugabe bei einer Kundgebung gefragt: „Sie sagen, ich wollte Präsidentin werden. Warum nicht? Bin ich etwa keine Simbabwerin?“ Zugleich versuchte Grace Mugabe, die bisher als mögliche Nachfolgerin gehandelte Vizepräsidentin Joice Mujuru zur Staatsfeindin zu stempeln, die mit der Opposition im Bunde sei.

Die Vizepräsidentin Simbabwes, Joice Mujuru, durfte sich bisher Hoffnungen auf die Nachfolge von Robert Mugabe machen. Doch Mugabes Ehefrau Grace beschuldigt Mujuru der Illoyalität und wirft ihr vor, mit der Opposition gemeinsame Sache zu machen.
Die Vizepräsidentin Simbabwes, Joice Mujuru, durfte sich bisher Hoffnungen auf die Nachfolge von Robert Mugabe machen. Doch Mugabes Ehefrau Grace beschuldigt Mujuru der Illoyalität und wirft ihr vor, mit der Opposition gemeinsame Sache zu machen.

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Dass Robert Mugabe seine Frau als mögliche Nachfolgerin sieht, hat er vor kurzem gezeigt, als er Grace zu einem Doktortitel verhalf. Nach nur vier Monaten „Studium“ an der Universität in Harare übergab Robert Mugabe, der auch der Universität vorsteht, seiner Frau die Doktorwürde. Zudem führt Grace neuerdings die Frauenliga der Regierungspartei an – und bemüht sich sichtlich, Profil zu gewinnen.

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