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Kanadas Einwanderungsminister Ahmed Hussen kam einst selbst als Flüchtling aus Somalia.

© Chris Wattie, rtr

Migration: Kanada will mehr Einwanderer

Der Immigrationsminister betont positive Effekte für das Wirtschaftswachstum. Ein Plan für die nächsten drei Jahre soll Behörden und Unternehmen Sicherheit geben.

Kanada gilt vielen als Vorbild, wenn über die Steuerung von Einwanderung diskutiert wird. Nun will die Regierung in den kommenden drei Jahren die Zahl der Immigranten um 40.000 auf 340.000 steigern. In dieser Zahl enthalten ist auch ein Kontingent für Flüchtlinge. An dem Tag, an dem US-Präsident Donald Trump wegen des Terroranschlags in New York erneut eine Verschärfung der Einwanderungsvorschriften ankündigte, legte Kanadas für Immigrations- und Flüchtlingspolitik zuständiger Minister Ahmed Hussen, einst selbst ein Flüchtling aus Somalia, einen Dreijahresplan vor.

Bisher waren die Zielvorgaben jährlich festgelegt worden. Nun soll Behörden, Gemeinden und Wirtschaft mehr Planungssicherheit gegeben werden. „Unser neuer Mehrjahresplan mit Einwanderungszielen baut auf den bereits hohen Einwanderungszahlen auf. Dieser ehrgeizige Plan wird allen Kanadiern nützen, weil Immigration zu unserem Wirtschaftswachstum beiträgt und unser Land in der Weltwirtschaft wettbewerbsfähig erhält“, sagte Hussen zur Vorstellung des Konzepts in Toronto.

Zwischen 2006 und 2015 lag die Zahl der Einwanderer einschließlich der Flüchtlinge meist zwischen 250.000 und 270.000. Mit der Aufnahme syrischer Flüchtlinge durch die liberale Regierung von Premierminister Justin Trudeau stieg diese Zahl auf 300.000 im vergangenen und in diesem Jahr. Nun sieht der Plan in den kommenden drei Jahren eine Steigerung um jeweils 10.000 bis 20.000 zusätzliche Immigranten vor. Mehr als die Hälfte sind Menschen, die nach einem Punktesystem aufgrund ihrer Qualifizierung einreisen dürfen. Hinzu kommen Familienangehörige und 40.000 bis 50.000 Flüchtlinge. Kanada hat derzeit etwa 36,5 Millionen Einwohner. Die Anhebung der Einwanderungszahlen bedeutet, dass die Bevölkerung allein durch Immigration jährlich um annähernd ein Prozent wachsen wird.

Auch Kanada hat ein demografisches Problem

Hinter dem Einwanderungsplan stehen wirtschaftliche und humanitäre Gründe. Auch Kanada hat ein demografisches Problem: das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt. Immer weniger Kanadier im Arbeitsalter müssen die Renten und Pensionen erwirtschaften. Im Jahr 2036, wenn etwa fünf Millionen der heutigen Kanadier Pensionsalter erreicht haben werden, wird das Verhältnis zwei zu eins sein. Immigration soll helfen, diese demografische Herausforderung für Volkswirtschaft, Arbeitsmarkt und die Finanzierung der Sozialsysteme zu bewältigen.

Ein ökonomischer Beirat hatte vor einem Jahr sogar aus volkswirtschaftlichen Gründen eine noch höhere Einwanderungszahl vorgeschlagen. Die Regierung will aber mit dem jetzt beschlossenen Niveau sicherstellen, dass sie auch die Programme zur Integration der Neuankömmlinge mit Sprachkursen, Wohnungsbeschaffung und durch zahlreiche weitere Eingliederungshilfen bereitstellen und finanzieren kann.

Mit der Erhöhung der Zahl der Flüchtlinge, die aufgenommen werden, will Kanada auch seiner Verantwortung für den Schutz von Menschen in Not nachkommen. Darauf sei er als früherer Flüchtling besonders stolz, sagte Hussen. Diese Hilfe sei „ein Fundament unserer Identität als Kanadier“, meinte der Minister. In einer Zeit, „in der immer mehr Länder ihre Türen verschließen für Menschen, für Talente und Fähigkeiten und für diejenigen, die Schutz vor Verfolgung suchen, verfolgen wir entscheiden und ohne uns dafür zu rechtfertigen einen gegenteiligen Ansatz“, sagte der Minister.

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