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Politik: Militär befreit Touristen in der Sahara

Sechs Deutsche unter den 17 Geiseln / Aber 15 Urlauber noch in der Gewalt von islamistischen Terroristen

Algier. Knapp drei Monate nach Beginn des Entführungsdramas in der Sahara sind durch eine Militäraktion 17 der verschleppten 32 europäischen Touristen befreit worden. Sechs Deutsche, ein lange in Deutschland lebender Schwede und zehn Österreicher sind nicht mehr in der Gewalt der Entführer. Die Befreiten waren nach Angaben des algerischen Generalstabs vom Mittwoch in den Händen der islamistischen Terrorgruppe GSPC gewesen. Unterdessen wuchs jedoch die Sorge um das Leben der anderen 15 Touristen, die sich am Mittwoch noch immer in der Hand der Geiselnehmer befanden.

Nach Tagesspiegel-Informationen läuft bereits eine weitere Befreiungsoperation, um auch die zweite Geiselgruppe zu retten. Zu ihr gehören noch zehn Deutsche, vier Schweizer und ein Niederländer. Bei dem Sturmangriff auf die Entführer wurden nach algerischen Angaben mehrere Soldaten verletzt. Nähere Einzelheiten der Befreiungsaktion, über die die westlichen Regierungen dem Vernehmen nach vorab informiert waren, wurden in Algier zunächst nicht bekannt. Nach Berichten algerischer Medien spürte die Armee zwei Gruppen rund 1900 Kilometer südlich von Algier in der Wüste auf. Offenbar wurde bislang nur eine der beiden Gruppen angegriffen. Es soll ein stundenlanges Feuergefecht gegeben haben, neun Geiselnehmer sollen getötet worden sein. Das Innenministerium in Algier teilte am Mittwochabend mit, die noch Vermissten seien in der Gewalt einer weiteren Extremistengruppe. Die Bundesregierung nannte aus Rücksicht auf das Leben der 15 anderen Geiseln zunächst keine Details über die Rettung der 17 Entführten. Auch Informationen, wonach es unter den Urlaubern möglicherweise Opfer gebe, wurden nicht bestätigt.

Die Terrorgruppe GSPC gilt als Teil des Netzwerks Al Qaida. Sie gilt als die am besten organisierte bewaffnete Gruppe Algeriens. Ihr werden zahlreiche terroristische Anschläge zur Last gelegt. Bereits kurz nach dem Verschwinden der ersten Touristen Ende Februar war vermutet worden, die Ausländer seien von der Gruppe verschleppt worden.

Die anderen 15 Entführten könnten durch das Eingreifen des Militärs stärker gefährdet sein, hieß es in Berlin und Bern. Sie befinden sich nach Angaben der Bundesregierung „weiterhin in einer prekären Situation“. Man sei in großer Sorge um das Schicksal derer, die sich noch in der Hand der Entführer befinden, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin. Alle Bemühungen konzentrierten sich nun darauf, ihr Leben und ihre Unversehrtheit zu sichern. Ein Sprecher des Schweizer Außenministeriums bedauerte, dass die Informationen über die Befreiung an die Öffentlichkeit gelangten. Das könne das Schicksal der übrigen gefährden.

Die 17 Touristen, die bereits in der Nacht zum Dienstag befreit worden waren, sollten am Mittwochabend in ihren Heimatländern eintreffen. Der Chef des deutschen Krisenstabes, Staatssekretär Jürgen Chrobog, flog nach Algier, um die sechs Deutschen abzuholen. „Den Freigelassenen geht es den Umständen entsprechend gut“, sagten Regierungssprecher in Berlin und Wien. Sie sollten während des Rückfluges von Medizinern und Psychologen betreut werden.

Von den freigelassenen Deutschen stammen fünf aus Bayern: Axel Mantey (30), Melanie Simon (25), Ulrich Hanel (53), Andreas Kiehnlechner (33) und Michaela Joubert (30). Der sechste Deutsche ist ein Archäologe aus Norddeutschland, der erst vor kurzem als 32. Entführungsopfer gemeldet worden war. Seine Identität wurde zunächst nicht bekannt gegeben.

Die 32 Reisenden waren zwischen Mitte Februar und Mitte März spurlos in der südalgerischen Sahara verschwunden. Sie waren in sieben verschiedenen Gruppen mit Geländewagen sowie mit Motorrädern unterwegs gewesen.

Ralph Schulze

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