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Militär: Historiker hält Eisernes Kreuz für belastet

Bundes-Verteidigungsminister Jung will einen Orden für besondere Tapferkeit von Bundeswehrsoldaten schaffen. Für den Bielefelder Historiker Hans-Ulrich Wehler scheidet das Eiserne Kreuz hierfür aus. Er hat einen anderen Vorschlag parat.

Der Bielefelder Historiker Hans-Ulrich Wehler hat die geplante Einführung eines Tapferkeitsordens für Bundeswehrsoldaten begrüßt. Die Bundeswehr könne damit ein Stück zur Normalität zurückkehren, sagte Wehler am Donnerstag. Allerdings sollte nach Auffassung des Historikers ein neuer Orden geschaffen werden. "Das Eiserne Kreuz in all seinen Stufen ist vorbelastet", sagte Wehler mit Blick auf die Verleihung des Kriegsordens auch in der Zeit der Nationalsozialisten an Wehrmachtssoldaten.

Ins internationale Staatenbündnis zurückgekehrt

Die Bundesrepublik sei nach der Wiedervereinigung als "Normalstaat" in das internationale Staatenbündnis zurückgekehrt. Die Konsequenz daraus seien Auslandseinsätze der Bundeswehr. Diese hätten zwangsläufig militärische Situationen zur Folge, "für die man tapfere Soldaten wird auszeichnen wollen".

Wehler nannte als Beispiele mutige Entscheidungen von Truppenkommandeuren zur Rettung ihrer Soldaten in Krisengebieten. Wenn ein kluger Kommandeur eine solche Entscheidung treffe, dann habe er einen Orden verdient. Eine gesellschaftliche Anerkennung kriegerischer Handlungen sieht er darin nicht.

"Bundesverdienstkreuz für militärische Leistungen"

Die Bundesrepublik sollte den Mut haben, einen neuen Orden zu schaffen, sagte Wehler. Als Möglichkeit nannte er, ein "Bundesverdienstkreuz für militärische Leistungen" einzuführen. "Da kann man einen guten Designer beauftragen." Dies wäre aus seiner Sicht auch ein Ausdruck "politischer Klasse".

Das Eiserne Kreuz wie es etwa im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten in mehreren Abstufungen mit und ohne Eichenlaub verliehen wurde, hält er für zu stark belastet. Und dies obwohl seit Gründung der Bundeswehr auch Flugzeuge, Schiffe und Panzer der Bundeswehr das Symbol tragen, das bereits im Jahr 1813 für preußische Soldaten in den Napoleonischen Befreiungskriegen erstmals verliehen wurde. "Die Frage ist: Stelle ich mich zu 100 Prozent in die Tradition?", sagte der Historiker.

Jung will Orden für besondere Tapferkeit

Zuvor hatte Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) beim Bundespräsidenten angeregt, einen Orden für besondere Tapferkeit von Bundeswehrsoldaten zu schaffen. Über die Idee des Ministers werde seit 2006 mit dem Bundespräsidialamt beraten, sagte Jungs Sprecher Thomas Raabe am Donnerstag in Berlin. Es sei aber zu keinem Zeitpunkt daran gedacht worden, das Eiserne Kreuz wieder aufleben zu lassen. Wie der Orden aussehen könne, sei offen. (mbo/dpa)

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