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Politik: Militär soll Rio de Janeiro sicherer machen

Brasiliens Präsident will auch nationale Antidrogeneinheit einsetzen / Deutsche Touristen überfallen

Das Militär soll in Rio de Janeiro, der zweitgrößten Stadt Brasiliens, für Ordnung sorgen. Präsident Luiz Inacio Lula da Silva billigte am Freitag den Einsatz der Streitkräfte gegen die organisierte Kriminalität, die in den vergangenen Tagen immer mehr zugenommen hatte. Zudem soll eine nationale Antidrogen-Eliteeinheit dorthin entsandt werden.

Erst am Donnerstag waren auf der Autobahn zwischen dem Flughafen und der Innenstadt von Rio sechs deutsche, österreichische und kroatische Touristen von Kriminellen ausgeraubt worden. Auf der „Linea vermelha“, der „Roten Linie“, jener selbst von einheimischen Taxifahrern vor allem bei Dunkelheit gefürchteten Strecke, waren sie am frühen Morgen in eine Straßensperre schwer bewaffneter Banditen geraten. Kaum in Rio angekommen, wurden ihnen von den Gangstern Geld, Pässe, Kameras und Schmuckstücke abgenommen. Die Straße führt mitten durch die Favelas, die gefürchteten Armenviertel, in denen Drogengangs und paramilitärische Banden das Sagen haben.

Dabei hatte der frisch gebackene Gouverneur Sergio Cabral nach einer Reihe von Attentaten in der vergangenen Woche höchste Alarmstufe ausgegeben und die Polizei angewiesen, besonders die touristisch sensiblen Punkte wie den Strand von Copacabana und die „Linea vermelha“ zu bewachen. Aber Polizisten seien entlang der Stadtautobahn weit und breit nicht zu sehen gewesen, gaben die beraubten Urlauber zu Protokoll.

Brasiliens Sicherheitskräfte sind mit ihrer Aufgabe heillos überfordert: unterbezahlt, schlecht ausgebildet, korrupt, organisatorisch in verschiedene Polizeikräfte zerfleddert und durch eine schlecht arbeitende Justiz entmutigt. Hinzu kommen die extreme Ungleichheit zwischen Arm und Reich in Brasilien. Die Städte sind die gefährlichsten Lateinamerikas mit den höchsten Mordraten.

Vor einigen Monaten terrorisierten Kriminelle auf Anweisung inhaftierter Bandenbosse mehrere Tage lang Sao Paolo, um gegen eine Verlegung der Mafiabosse in ein Hochsicherheitsgefängnis zu protestieren. Vorige Woche nun traf es Rio – offenbar als Reaktion der Drogenmafia auf die Zunahme paramilitärischer, von den Sicherheitskräften geduldeter Mordkommandos im Einsatz gegen das organisierte Verbrechen. Schwer bewaffnete Gangster überfielen Polizeikommissariate und Stadtbusse. 19 Menschen kamen ums Leben. Die Regierenden wollen die Gewalt rasch eindämmen, denn in Rio stehen große Ereignisse an: der Gipfel des Südamerikanischen Gemeinsamen Marktes (Mercosur), der Karneval und im Juli die panamerikanischen Spiele. mit dpa

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