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Partner. Der russische Präsident Wladimir Putin und der chinesische Premier Li Keqiang schütteln Hände in Peking.

© Reuters

Militärparade zu Weltkriegsgedenken: Russland und China: gemeinsam einsam

Zum 70. Jahrestag des Zweiten Weltkriegs üben China und Russland den Schulterschluss. Die meisten Staatschefs bleiben aber fern.

Vor der bisher größten Militärparade in der Geschichte der Volksrepublik haben sich China und Russland geschlossen gegen eine „Verdrehung“ der Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs gewandt. Als einer der ausländischen Staatsgäste traf der russische Präsident Wladimir Putin am Mittwoch zum Auftakt seiner zweitägigen Visite in Peking mit Regierungschef Li Keqiang zusammen. Die Geschichte dürfe nicht „umgeschrieben“ werden, betonten sie nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Tass übereinstimmend.
Beide Politiker gingen nicht konkret darauf ein, was sie damit meinten. Doch sieht Russland schon länger die Gefahr, dass die Erfolge der Roten Armee und letztlich der Sieg der Sowjetunion infrage gestellt würden. Moskau will aber auch verhindern, dass in Vergessenheit gerät, dass die Sowjetunion mit 27 Millionen Toten den größten Blutzoll geleistet habe. Die Russen werfen dem Westen und insbesondere der Ukraine Geschichtsklitterung vor.
China wiederum wehrt sich mit dem Vorwurf der Verdrehung der Geschichte gegen Japans Anspruch auf Inseln im Ostchinesischen Meer. Auch wird Kritik an einer eigenen chinesischen „Geschichtsverzerrung“ durch seine Propaganda zurückgewiesen, die die Kommunisten als die wahren Helden des Krieges darstellt. Dabei hatten vor allem die später im Bürgerkrieg nach Taiwan vertriebenen nationalistischen Truppen der Kuomintang gegen die kaiserliche Armee Japans gekämpft.
Bei der großen Waffenschau 70 Jahre nach der Kapitulation Japans marschieren 12 000 Soldaten durch die chinesische Hauptstadt. In Formationen fliegen 200 Militärflugzeuge über ihre Köpfe hinweg. Rund 500 gepanzerte Fahrzeuge und auch Raketen rollen über die „Straße des Ewigen Friedens“. Es ist die erste Militärparade, die China zum Ende des Krieges abhält. 1000 Soldaten aus 17 Ländern wie Russland, Kuba, Kasachstan, Mexiko, Pakistan und Serbien marschieren mit.

Auch Gerhard Schröder ist in Peking dabei

Rund 30 ausländische Staatsgäste nehmen teil, neben Putin auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und Präsidentin Park Geun-hye aus Südkorea, das ebenfalls unter Japans Aggression gelitten hatte. Andere große Staatsführer fehlen aber. „Die Gästeliste ist nicht sehr beeindruckend“, sagte Expertin Kristin Shi-Kupfer vom China-Institut Merics in Berlin. „Es mangelt Peking an gewichtigen und einflussreichen Verbündeten.“

Als einziger europäischer Spitzenpolitiker ist Tschechiens Präsident Milos Zeman angereist. Deutschland und die USA schicken nur ihre Botschafter. Allerdings nimmt als „Freund Chinas“ der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) teil. Auch ist Sudans Präsident Omar al-Baschir, der vom Internationalen Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen und Völkermordes gesucht wird, in Peking. Er wurde sogar schon von Staats- und Parteichef Xi Jinping empfangen. China erkennt den internationalen Haftbefehl gegen Al-Baschir nicht an.
Heikel ist die Militärparade nicht nur wegen Chinas Säbelrasseln in den Inselstreitigkeiten mit seinen Nachbarn, sondern auch deswegen, weil sie am Platz des Himmlischen Friedens abgenommen wird. Rund um den Platz hatte die Volksbefreiungsarmee 1989 die friedliche Demokratiebewegung blutig niedergeschlagen. Angesichts der anti-japanischen Stimmung im Zusammenhang mit der Parade hatte auch der in China viel gescholtene, rechtskonservative Ministerpräsident Japans, Shinzo Abe, eine Einladung ausgeschlagen. dpa

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