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Missbrauch: Beauftragter für Kinder unter Verdacht

Auch in zwei Pinneberger Kinderheimen der Arbeiterwohlfahrt (Awo) soll es zu Missbrauch und Misshandlungen gekommen sein. Der Verdächtige arbeitete für die Regierung Schleswig-Holsteins.

Die Vorwürfe wiegen schwer, festgehalten in eidesstattlichen Versicherungen: Auch in zwei Pinneberger Kinderheimen der Arbeiterwohlfahrt (Awo) soll es zu Missbrauch und Misshandlungen gekommen sein. Von ehemaligen Heimzöglingen beschuldigt wird ausgerechnet der frühere Kinder- und Jugendbeauftragte Schleswig-Holsteins, Horst Hager (77).

In einem Internetforum hatten sich 2009 frühere Heiminsassen zu Wort gemeldet. Im November erhielt das „Hamburger Abendblatt“ einen anonymen Brief mit Schilderungen ungeheurer Gewaltexzesse und Übergriffe. Demnach hat sich ein inzwischen verstorbener Erzieher in der Einrichtung am Haidkamp regelmäßig sexuell an Heimbewohnern vergangen: Er soll Kinder mehrfach vor einem Arrestaufenthalt in einer Kellerzelle bewahrt und dann sexuelle Handlungen als Gegenleistung verlangt haben, so die Schilderungen des heute 64-jährigen Hubert M., der noch viele Jahre nach seiner Entlassung in psychischer Behandlung war und bis heute durch nächtliche Erinnerungen Traumatisierungsschübe erlebt. Dem Täter wurde zwar nach mehreren Jahren gekündigt, eine Anzeige bei der Polizei hat es aber nie gegeben.

Das Heim am Haidkamp diente bis 1947 als Kreisirrenanstalt. Nach Umwandlung in ein Kinderheim übernahm die Awo 1958 die Verantwortung. Hager, Heimleiter ab 1961, soll selbst regelmäßig geprügelt haben.

In einem zweiten Heim an der Aschhooptwiete soll es auch unter Bewohnern zu Gewalttätigkeiten gekommen sein, die Hager wohl nie öffentlich machte.

Der Landesverband der Awo hat die Betroffenen um Verzeihung gebeten, eine anonyme Kontaktstelle eingerichtet und die Aufarbeitung der Geschehnisse zugesagt. Vom Awo-Bundesverband heißt es, „wir tun gut daran, den Opfern zu glauben.“ Solche Aussagen verbittern Hager, von 1992 bis 2001 unter Björn Engholm und Heide Simonis Kinder- und Jugendbeauftragter der Landesregierung. Er streitet die ihm zur Last gelegten Vorwürfe ab. Gegenüber einer Journalistin räumte er allerdings ein: „Ich schließe nicht aus, dass mir mal die Hand ausgerutscht ist.“

Die SPD reagierte tief betroffen auf die Anschuldigungen gegen den Parteigenossen. Landesgeschäftsführer Christian Kröning sagte: „Horst Hager wäre gut beraten, aktiv zur Aufklärung beizutragen.“

Unterdessen ist von einem Rechner der Christian-Albrechts-Universität in Kiel versucht worden, die Pinneberg betreffenden Einträge auf der Homepage des Forums kinderqualen.de zu löschen.

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