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Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, begrüsste, dass die Grünen Missbrauchsopfern Zahlungen in Aussicht stellen.

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Missbrauchsbeauftragter Rörig: Die Grünen sollten Aufarbeitungsbeauftragten benennen

In der Pädophilie-Debatte empfiehlt der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung den Grünen einen Beauftragten zu benennen. Es wäre gut, wenn es in der Partei ein "Gesicht" dafür gebe, sagte Johannes-Wilhelm Rörig.

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, hat den Grünen in der Pädophilie-Debatte empfohlen, einen Aufarbeitungsbeauftragten zu benennen. Es wäre gut, wenn es in der Partei dafür ein „Gesicht“ gebe, sagte Rörig am Rande einer Klausurtagung mit dem neu eingerichteten Betroffenenbeirat. Für Betroffene sexuellen Missbrauchs müsse es einen niederschwelligen Zugang geben, sich an die Partei zu wenden. Rörig begrüßte, dass die Grünen Missbrauchsopfern Zahlungen in Aussicht gestellt hätten. Man müsse mit den Betroffenen individuell nach Lösungen suchen, um das in der Kindheit angetane Leid anzuerkennen.

Vor der letzten Bundestagswahl waren die Grünen unter Druck geraten

Vor der letzten Bundestagswahl waren die Grünen unter Druck geraten, weil sie in den 80er Jahren Einfallstore für Pädophilen-Aktivisten und deren Forderungen geboten hatten. Nach der Wahl setzte die Partei eine Kommission ein, die sich mit der Aufarbeitung der damaligen Programmatik beschäftigte. Außerdem richteten die Grünen – auch nach Beratungen mit dem Missbrauchsbeauftragten – eine Anlaufstelle für Betroffene ein. Die Berliner Grünen hatten am Mittwoch einen eigenen Aufarbeitungsbericht vorgelegt. Als Konsequenz kündigte der Landesverband unter anderem an, sich dafür einzusetzen, dass der bundesweite Fonds für Opfer sexuellen Missbrauchs in der Familie auch um Leistungen für Opfer im institutionellen Bereich ergänzt und von den Bundesländern mitfinanziert werde.

Rörig begrüßte dies ausdrücklich. Der Missbrauchsbeauftragte kritisierte, dass sich bislang 14 von 16 Bundesländern nicht an dem bestehenden Hilfefonds für Opfer in der Familie beteiligt hätten. Dadurch fehlten 40 von 100 Millionen Euro. Der Fonds werde außerdem nicht ausreichend beworben, nicht einmal alle Beratungsstellen seien darüber informiert. Rörig kritisierte darüber hinaus, dass das Bundesarbeitsministerium immer noch keinen Entwurf für eine Reform des Opferentschädigungsgesetzes vorgelegt habe. Dies war eine der zentralen Forderungen des Runden Tisches zum Thema Kindesmissbrauch. „Seit vier Jahren warten wir darauf“, sagte Rörig. „Was wir hier erleben, ist ein Drama zulasten der Betroffenen.“

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