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Politik: Mit den Zugvögeln kam das Virus

Im Donaudelta häufen sich die Fälle von Vogelgrippe / Rumänische Regierung warnt vor Panikmache

Berlin - Ausnahmezustand in Ceamurlia de Jos: Das Fischerdorf im südlichen Donaudelta steht unter strenger Quarantäne, nachdem die für den Menschen lebensbedrohliche Variante der Vogelgrippe hier nachgewiesen wurde. Vermutlich Zugvögel aus Russland oder Kasachstan haben das Virus H5N1 in das kleine Dorf eingeschleppt. Sicherheitskräfte schotten es nun im Umkreis von sieben Kilometern völlig ab. Rund 12000 Stück Geflügel sind bereits notgeschlachtet worden, Gehöfte, Ställe und Straßen wurden desinfiziert. Die Behörden des Bezirks Tulcea, in dem das Dorf liegt, hatten zur Beschleunigung der Aktionen auch Soldaten angefordert. Die Veterinäre seien überfordert, hieß es.

Dorfbewohner, die bei der Vernichtungsaktion kooperierten, würden finanziell entschädigt, versprachen die Behörden. Die Bewohner wurden mit Lebensmitteln wie Öl, Zucker und Mehl versorgt. Außerdem sind sie gegen normale Grippe geimpft worden. Landwirtschaftsminister Gheorghe Flutur forderte sie auf, ihre Ziervögel im Haus zu behalten, um Kontakt mit Wildvögeln zu vermeiden. Außerdem solle Geflügel vor dem Verzehr auf mindestens 70 Grad erhitzt werden. Das rumänische Landwirtschaftsministerium verhängte bis Jahresende ein Jagdverbot für Vögel im Donaudelta.

Rumänische Medien meldeten unterdessen, dass auch in anderen Ortschaften im Donaudelta Haus- und Wildvögel unter verdächtigen Umständen verendet seien. So wurden aus dem Dorf Maliuc die Kadaver eines Schwans und eines Huhns positiv auf den Grippevirus H5 getestet. Maliuc und ein Nachbardorf wurden unter Quarantäne gestellt. Notschlachtungen haben begonnen. Das Nationale Institut für Tiergesundheit in der Hauptstadt Bukarest untersucht derzeit nach eigenen Angaben mehr als 1000 Proben verendeter Vögel, die meisten davon aus dem Donaudelta.

Weitere beunruhigende Meldungen kommen aus dem Dorf Silistea im Hinterland der am Schwarzen Meer gelegenen Stadt Constanza. Laut Presseberichten seien dort binnen zweier Monate mehrere Hundert Hausvögel verendet, ohne dass die Sterbewelle gemeldet worden sei. Rumäniens Premierminister Calin Popescu-Tariceanu warnte jetzt vor Panikmache. Sein Landwirtschaftsminister Flutur versicherte, die Situation sei unter Kontrolle: „Bisher wurde kein einziger Verdachtsfall auf Ansteckung beim Menschen in Rumänien gemeldet.“

Die Regierung verhängte ein landesweites Handelsverbot für Lebendgeflügel und für Schweine. Die zahlreichen Tiermärkte im Land wurden geschlossen. Zum Kernschutzgebiet erklärte Flutur die Region Dobrogea im Südosten des Landes, wo rund 1,5 Millionen Menschen leben. Die Rumänen reagieren auf die Berichte, indem sie sich massenhaft gegen Grippe impfen lassen, was die Regierung begrüßt. Unterdessen hat sich der Verdacht auf eine Vogelgrippe-Erkrankung beim Menschen in der Türkei nicht bestätigt. Die neun mit Krankheitsverdacht eingelieferten Menschen seien aus dem Krankenhaus entlassen worden, weil Tests gezeigt hätten, dass sie nicht infiziert seien, teilte das Gesundheitsministerium mit.

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