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Politik: Mit Details über ihre "entschlossene Kraft" geizt die NATO N

BRÜSSEL / BONN .Die NATO hat sich mit dem Ergebnis ihrer ersten zwei nächtlichen Angriffswellen im Rahmen der Operation "Entschlossene Kraft" auf Jugoslawien zufrieden gezeigt.

Von Robert Birnbaum

BRÜSSEL / BONN .Die NATO hat sich mit dem Ergebnis ihrer ersten zwei nächtlichen Angriffswellen im Rahmen der Operation "Entschlossene Kraft" auf Jugoslawien zufrieden gezeigt.NATO-Generalsekretär Javier Solana sprach am Donnerstag in Brüssel von einem Erfolg, fast wortgleich formulierte es Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) in Bonn.Mit Einzelheiten hält sich die Allianz zurück.

Weit über 40 Ziele seien beschossen worden, die Trefferquote setzte Scharping mit schätzungsweise 80 Prozent sehr hoch an.Bevorzugte Ziele waren nach seiner Auskunft Führungszentren, Luftabwehr und der militärische Unterdrückungsapparat im Kosovo.Die jugoslawische Luftabwehr sei in ihren Fähigkeiten beeinträchtigt, aber nicht ausgeschaltet: Nach wie vor stelle sie ein erhebliches und außerordentlich ernstes Risiko für die NATO-Piloten dar.Als schweren Verlust dürfte die jugoslawische Luftwaffe den Abschuß von, wie Scharping sagte, mindestens drei ihrer modernen MiG-29-Kampfflugzeuge empfinden.Weitere Details, auch eventuelle Erkenntnisse über Tote und Verletzte, legte die NATO nicht offen.

Auf seiten des Bündnisses gab es bislang nach der amtlichen Darstellung in Brüssel und Bonn keine Verluste.Eine NATO-Maschine mußte wegen eines technischen Defekts in Sarajevo landen, kehrte aber nach einer kurzen Reparatur wieder an ihre Basis in Italien zurück.Der angebliche Absturz einer NATO-Maschine erwies sich als möglicherweise gezielt in die Welt gesetztes Gerücht; Scharping rechnet in den nächsten Tagen mit "einer Fülle von Versuchen zur Desinformation."

Die vier eingesetzten ECR-Tornados der deutschen Luftwaffe erledigten ihren Auftrag ohne Probleme; sie seien nicht angegriffen oder in Luftkämpfe verwickelt worden, so Scharping.Ob die deutschen Piloten ihre Harm-Raketen gegen Radarstellungen abgefeuert haben, wollte der Minister nicht direkt sagen, bestätigte es aber indirekt mit dem Satz: "Von diesen Fähigkeiten wird Gebrauch gemacht." Die ECR-Maschinen fliegen Geleitschutz für alliierte Bomber: Sobald das Radar einer Luftabwehrstellung die NATO-Maschinen erfaßt, schießen die Tornados ihre Raketen ab, die den Radarstrahl als Leitstrahl nutzen und die Stellung zerstören.Die Stimmung der Piloten, aber auch der deutschen Soldaten in Mazedonien schilderte Scharping nach Telefonaten als ruhig und professionell.

Details oder Zeitpunkt der nächsten Angriffe bleiben auch weiter geheim.Scharping machte aber nochmals deutlich, daß er mit einem längeren Bombardement rechnet: Da bei allen Einsätzen die eigene Sicherheit weit obenan stehe, verböten sich Abenteuer.Ziel sei es, die Luftabwehr, die Führungsfähigkeit und die Fähigkeit der Serben zu zerschlagen, die Menschen im Kosovo weiter zu unterdrücken.

Über weitergehende Konzepte mag Scharping noch nicht reden: "Wenn wir dieses Ergebnis erreicht hätten, in angemessener Zeit und ohne Verluste, dann würde ich ein paar Kerzen anstecken." Bis dahin sei es noch ein sehr weiter Weg.Eine weitere Eskalation, die auch zivile Ziele oder Infrastruktur umfasse, spiele in den Plänen keine Rolle.Kampfeinsätze am Boden schloß Scharping noch einmal kategorisch aus.

Politisches Ziel bleibt ein Einlenken der jugoslawischen Führung und Präsident Slobodan Milosevics.Scharping nannte drei Bedingungen, die Milosevic erfüllen müsse, um die Angriffe zu beenden: Er müsse die Kämpfe im Kosovo stoppen, einen Waffenstillstand ausrufen und sich zur Unterschrift unter das Abkommen von Rambouillet bereiterklären."Er kennt die Telefonnummern", unterstrich Scharping.Die NATO sei entschlossen, ihre Militäraktionen genau so lange fortzusetzen, bis ein solches Signal komme.

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