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Politik: Mit Technik zur Macht

Dieter Althaus löst Bernhard Vogel in Thüringen ab

Seit Oktober 1999 hat Dieter Althaus einen festen Termin im Kalender: Dienstag, 9 Uhr, Staatskanzlei. Zur wöchentlichen Kabinettssitzung der Thüringer Landesregierung war das Erscheinen des CDU- und Fraktionschefs Pflicht. Anfang Juni, daran lässt die absolute Mehrheit der CDU keinen Zweifel, wird Althaus auf den Chefsessel wechseln. Denn am Samstag löste Ministerpräsident Bernhard Vogel ein, was er zuletzt an seinem 70. Geburtstag versichert hatte: Dass „ein Thüringer für Thüringen“ ihm nach elf Jahren Amtszeit nachfolgt. Und ein bekennender Katholik im evangelisch dominierten Freistaat dem nächsten.

Althaus war seit Jahren Vogels Wunschkandidat und politischer Ziehsohn. Neben Agrarminister Volker Sklenar hatte der 44-jährige Eichsfelder als einziger Minister die Skandale überstanden, die die erste Landesregierung nach der Wiedervereinigung zerrissen und Vogel als Sanierer 1992 nach Thüringen geführt hatten. Erste Meriten verdiente sich der einstige Physik- und Mathematiklehrer Althaus mit dem raschen Umbau des Schulsystems – auch wenn die Entlassung systemnaher Lehrer der ehemaligen DDR Proteste auslöste und die schluderhaften Kündigungen hunderter Grundschullehrer den Freistaat noch immer Millionen kosten. Mit Vogel teilt der technisch interessierte Althaus, der als Kind den Spitznamen „Flugzeugdirektor“ hatte, sowohl die konservativen Werte wie auch die tiefe Ablehnung der PDS. In die Politik fand der in Heiligenstadt lebende Vater zweier Töchter nach eigener Darstellung erst nach der Wende. Kritiker merken indes an, dass Althaus bereits 1985 der damaligen Ost-CDU beitrat und als stellvertretender Schuldirektor „wohl kaum ein Widerständler“ gewesen sei.

Über Demonstrationen im Herbst 1989 führte sein Weg zunächst in die Kommunalpolitik. Im Februar 1992 wird der damalige Landtagsabgeordnete dann Kultusminister. Mit der Übernahme des Fraktionsvorsitzes im Herbst 1999 wird klar, dass Vogel Althaus zum Nachfolger aufbauen will. Ob nun die Zeit reicht, aus dem eher drögen Parteipolitiker einen charismatischen Spitzenkandidaten für die Wahlen 2004 zu machen, bezweifeln viele in der CDU. Doch Althaus will Zeichen setzen: Mit „Kontinuität“ insgesamt und mehr Tempo in Politikfeldern wie Bildung, Familie und Landesentwicklung. Wie zu hören ist, sollen dafür im Kabinett noch mindestens drei Stühle neu besetzt werden.

Jens Voigt[Erfurt]

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