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Schwer bewaffnet. Seit Donnerstag sind die Objektschützer wegen der Terrorwarnungen auch am Reichstag mit Maschinenpistolen ausgerüstet.

© Reuters

Update

Sicherheitskreise: Plant Al Qaida Terroranschlag auf Berlins Mitte?

Das Gebiet rund um das Brandenburger Tor gilt als "Gefahrenschwerpunkt". Einer der Terroristen, die angeblich einen Anschlag in der Bundesrepublik planen, war mit einem deutschen Selbstmordattentäter befreundet.

Von Frank Jansen

Vor dem Hintergrund der aktuellen Terrorwarnung sehen die Sicherheitsbehörden nach Informationen des Tagesspiegels das Gebiet ringsum das Brandenburger Tor als zentralen „Gefahrenschwerpunkt“ in Berlin. „Da ist die US-Botschaft, da ist die französische Botschaft, da ist das Hotel Adlon und da ist der Reichstag, das sind lauter hochsymbolische Ziele“, sagte ein hochrangiger Experte am Sonnabend. Dass der Reichstag ein vorrangiges Anschlagsobjekt von Al-Qaida-Terroristen sein soll, wie es Meldungen des „Spiegel“ suggerierten, wurde in Sicherheitskreisen nicht bestätigt. „Der Reichstag ist im Unterschied zu einem Hotel kein weiches Ziel, das Terroristen so ohne weiteres stürmen können“, betonte ein Experte. Bislang gebe es in den Behörden keine größere Aufregung um den Sitz des Bundestages. Erst wenn sich die Gefahrenlage verschärfen sollte, werde darüber nachgedacht, ob der Reichstag für den Publikumsverkehr zu schließen sei.

Die vom „Spiegel“ zitierten Hinweise, die angeblich von einem aussteigewilligen Dschihadisten stammen, seien mit Vorsicht zu bewerten, hieß es in Sicherheitskreisen. Denkbar sei auch, dass der Mann die Terrorangst anheizen wolle und seine Angaben Teil der psychologischen Kriegführung von Al Qaida seien. Bundeskanzlerin Angela Merkel erwähnte am Rande des Nato-Gipfels in Lissabon eine „reale Gefährdung durch den Terrorismus“, bestätigte aber nicht, dass der Reichstag zu den möglichen Anschlagszielen zählt.

Unterdessen prüfen die Sicherheitsbehörden bei den Terrorwarnungen auch einen Hinweis, der als besonders beunruhigend gilt. Nach Informationen des Tagesspiegels ist einer der bis zu sechs Terroristen, von denen sich zwei schon in der Bundesrepublik aufhalten sollen und vier weitere angeblich nach Deutschland reisen wollen, ein Türke, der eng mit dem Selbstmordattentäter Cüneyt Ciftci befreundet war. Der 28-jährige Ciftci, ein aus dem bayerischen Ansbach stammender Türke, hatte sich Anfang März 2008 in der ostafghanische Provinz Khost mit einer Autobombe in die Luft gejagt. Bei dem Anschlag vor einer amerikanischen Militäreinrichtung wurden zwei US-Soldaten und zwei Afghanen getötet.

Ciftci, Kampfname „Saad Ebu Furkan“, wurde später in einem Drohvideo des Vizechefs der Al Qaida, Aiman al Sawahiri, für den Angriff gelobt. Ciftci war der erste islamistische Selbstmordattentäter, der aus Deutschland stammte. Kämpfer der Islamischen Dschihad Union hatten Ciftcis Anschlag gefilmt, das Video wurde auf islamistischen Websites verbreitet.

In Sicherheitskreisen wird befürchtet, der einst mit Ciftci befreundete Türke, der jetzt zu den potenziellen Angreifern in Deutschland gezählt wird, sei auch bereit, sich mit einer großen Menge Sprengstoff in die Luft zu sprengen.

Im Fall des mysteriösen „Realtestkoffers“, der auf dem Flughafen der namibischen Hauptstadt Windhuk gefunden worden war, ist der Leiter der örtlichen Flughafensicherheitspolizei festgenommen worden. Er soll die Bombenattrappe auf ein Gepäckförderband gelegt haben.

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