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Politik: Möllemann spielt die sozial-liberale Karte - und will Wunschpartner der SPD werden

Die Inszenierung gefiel Jürgen Möllemann. Die Kellner hatten soeben die Antipasti serviert, als ein dienstbarer Geist das Radio lauter stellte, damit die kleine Journalisten-Runde um den FDP-Chef den neuen Wahlwerbespot der Liberalen hören konnte.

Die Inszenierung gefiel Jürgen Möllemann. Die Kellner hatten soeben die Antipasti serviert, als ein dienstbarer Geist das Radio lauter stellte, damit die kleine Journalisten-Runde um den FDP-Chef den neuen Wahlwerbespot der Liberalen hören konnte. "Bildung - überall da, wo man am 14.Mai wählen kann", begann die Stimme im Stile einer Produktwerbung, "schnelle Ämter - überall da, wo man am 14. Mai wählen kann". Während Jürgen Möllemann selbstzufrieden an seinem Ramazotti nippte, beendete die weibliche Stimme den Spot genauso, wie der Chef der nordrhein-westfälischen Liberalen seine Partei sieht: "Möllemann - FDP." Man muss nicht eigens hinzufügen, dass der Spitzenliberale die Chancen seiner Partei gut beurteilt. "Wir werden mindestens acht Prozent bekommen", sagt er. "Sie werden schon sehen."

In der jüngsten Forsa-Umfrage billigen die Dortmunder Meinungsforscher der FDP an Rhein und Ruhr nur noch ganze sechs Prozent zu. "Das kann nicht sein", hält Möllemann dagegen und zitiert aus den bundesweiten Zahlen der Allensbacher, die seine Partei im Westen bei mehr als neun Prozent gewichten. Vor allem eines stört Möllemann bei den Zahlenspielen: Er liegt nur noch auf gleicher Höhe mit den Grünen, und ein solches Ergebnis könnte unliebsame politische Konsequenzen haben. "Die entscheidende Frage des Wahlkampfes lautet: Kommt die FDP vor den Grünen rein?", glaubt Möllemann, denn nur in diesem Fall wird Kanzler Schröder seinem Modernisiererfreund Clement nach Ansicht des Liberalen den Tipp geben, sozial-liberal am Rhein zu versuchen. Weil Möllemann daran fest glaubt, sucht er den Wahlkampf auf diese Frage zuzuspitzen; er attackiert ständig die "Blockierer" bei den Grünen. Die Grünen wiederum polemisieren gegen Möllemann und bezweifeln, ob er genug Stimmen für den Sprung in den Landtag zusammenbekommt. "Ich wette, er schafft das nicht", sagt zum Beispiel Michael Vesper, der grüne Spitzenmann und verweist darauf, dass die Liberalen jene Wähler wieder verlieren werden, die zwischenzeitlich wegen des Spendenskandales vor der Union geflüchtet sind.

Diese Variante ist freilich umstritten. In der Tat hat die CDU im Lande in einigen Umfragen wieder zugelegt, während die FDP verlor. Die Union wird bei 38 Prozent gehandelt und daraus zieht Jürgen Rüttgers neuen Mut. "Wir können es noch schaffen", ruft er seinen Anhängern zu, und im Landtag streuen die CDU-Fraktionäre, die neue Zustimmung habe weniger mit dem Spitzenkandidaten als mit Angela Merkel zu tun. Obwohl jedermann weiß, dass sich Rüttgers mit seinem Votum für die neue CDU-Vorsitzende erstaunlich viel Zeit gelassen hat, plakatiert man im ganzen Lande Bilder von Jürgen Rüttgers umrahmt von Angela Merkel und Friedrich Merz.

Da die Union in allen Umfragen klar hinter den Sozialdemokraten liegt, die auf Werte zwischen 44 und 46 Prozent kommen, setzt Möllemann auf einen anderen Effekt: "Ich erwarte, dass diejenigen wieder zu uns kommen, die Veränderung wollen, weil das mit der CDU nicht klappen wird." Wolfgang Clement wischt solche Überlegungen mit einer Handbewegung vom Tisch. "Wir setzen auf eine eigene Mehrheit", sagt er in allen Wahlreden. Die Angebote des Herrn Möllemann hat er bis heute nicht einmal beantwortet.

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