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Mogadischu: Mehr als 120 Tote bei neuen Kämpfen in Somalia

Somalia kommt nicht zur Ruhe. Seit Freitag sind bei Kämpfen zwischen der Übergangsregierung nahe stehenden Milizen und den Kämpfern der islamistischen Al Shabbab mehr als 120 Menschen getötet worden.

Seit Januar versucht der vom Übergangsparlament neu gewählte Präsident Scharif Scheich Ahmed das Land zu befrieden. Scharif Scheich Ahmed hatte 2006 gemeinsam mit seinem heutigen Gegenspieler Scheich Hassan Dahir Aweys die sogenannten Islamischen Gerichtshöfe geleitet, die für ein halbes Jahr so etwas wie eine öffentliche Ordnung in das seit knapp 20 Jahren regierungslose Land gebracht haben. Im April kehrte Aweys aus dem Exil zurück und bekämpft seither die Regierung. Ahmed hat keinerlei Einfluss mehr auf den früheren bewaffneten Arm der Gerichtshöfe, die Al Shabbab.

Am Sonntag berichteten Angehörige von Scheich Aweys der Nachrichtenagentur Reuters, dieser sei bei Kämpfen entweder schwer verletzt worden oder gar tot. Diese Information wurde von seiner Miliz als „Propaganda“ zurückgewiesen. Der britische Sender BBC hat Aweys am späten Nachmittag persönlich erreicht. Er kündigte an, er wolle am Montag öffentlich auftreten.

Ebenfalls am Sonntag wurde in der Hauptstadt Mogadischu der Direktor des unabhängigen Senders Radio Shabelle, Muktar Mohamed Hirabe, erschossen. Das teilte ein Mitarbeiter des von der Europäischen Union geförderten Senders mit. Hirabe ist bereits der fünfte Journalist, der in diesem Jahr in Somalia durch Attentate und bei Gefechten getötet wurde. Darunter waren bereits zwei andere Mitarbeiter von Radio Shabelle.

In den vergangenen zwei Monaten sind nach Angaben der Vereinten Nationen rund 100 000 Menschen aus Mogadischu geflüchtet. Teilweise versteckten sie sich noch immer innerhalb der Stadt, weil es die Kämpfe nahezu unmöglich machten, die Stadtgrenzen zu verlassen. Rund 70 000 Menschen seien in einem Lager außerhalb der Stadt eingetroffen. Wegen der Kämpfe und einer schweren Dürre ist nach UN-Angaben inzwischen jeder dritte Somalier auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Doch trotz des internationalen Militäreinsatzes vor der Küste Somalias gegen die Piratenangriffe erreicht noch immer nicht jedes Schiff des Welternährungsprogramms (WFP) auch sein Ziel Mogadischu.

Obwohl Scharif Scheich Ahmed internationale Unterstützung genießt und er eine Regierung gebildet hat, in der alle somalischen Clans vertreten sind, ist es ihm bisher nicht gelungen, die Kämpfe zu beenden. 

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