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Christian Worch hat Ende Mai „Die Rechte“ gegründet.

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Molau und Worch: Es rumort in der rechten Szene

Der eine steigt aus, der andere will aufsteigen – so lassen sich zwei „prominente“ Personalien aus der rechten Szene zusammenfassen. Beide sind ein Hinweis auf den Zustand des bräunlichen Spektrums: Es pendelt zwischen Resignation und Größenwahn.

Von Frank Jansen

Der einstige Aspirant auf den Vorsitz der NPD, Andreas Molau, hat jetzt öffentlich seinen Bruch mit dem Milieu erklärt. Damit verabschiedet sich einer, der lange versucht hat, rechtsextreme Inhalte bürgerlich zu verpacken – und der davon träumte, eine Partei „Die Rechte“ zu gründen.

Diese Idee verfolgt gerade ein anderer, der hoch hinauswill. Christian Worch, berüchtigt als Veranstalter unzähliger Aufmärsche und selbst ernannter Oberlehrer der Szene, hat Ende Mai „Die Rechte“ gegründet, offenkundig ohne Absprache mit Molau. Die Partei soll rechtsextreme Inhalte in der Tradition der verblichenen DVU und angeblich weniger rüde als die NPD vermitteln.

Andreas Molau hat jetzt öffentlich seinen Bruch mit dem Milieu erklärt
Andreas Molau hat jetzt öffentlich seinen Bruch mit dem Milieu erklärt

© dpa

Beide Personalien sind ein Hinweis auf den Zustand des bräunlichen Spektrums: Es pendelt zwischen Resignation und Größenwahn. Der 44-jährige Molau geriet erstmals 2004 in die Schlagzeilen. Damals wurde bekannt, dass er seit 1996 in Braunschweig als Lehrer an einer Waldorfschule unterrichtete und sich nun für eine Beratertätigkeit bei der frisch gewählten NPD–Fraktion im sächsischen Landtag beurlauben lassen wollte. Die Schule warf ihn hinaus, auch seine Kinder mussten die Klassenzimmer verlassen. Molau sprach von „Sippenhaft“ und inszenierte sich in der rechten Szene als Märtyrer, doch als ein gepflegter. Demonstrativ stach er bei Aufmärschen mit einer grünen Barbour-Jacke aus der Menge der schwarz gekleideten „Kameraden“ heraus – agierte aber weitgehend linientreu.

Eklat im Sächsischen Landtag: NPD-Fraktion von Polizei abgeführt:

2009 wollte Molau sogar den damaligen NPD-Chef Udo Voigt stürzen, doch Parteigranden bremsten ihn aus. Molau verließ die NPD, gab zudem den Vorsitz der rechtsextremen Gesellschaft für Freie Publizistik auf und wechselte zur DVU, die allerdings keine attraktive Perspektive bot. Dann ging es zur islamfeindlichen Partei Pro NRW, bei der Molau ein Auskommen fand. Aber auch dort geriet er in Streit mit dem Vorsitzenden, offenbar beschleunigte sich dann der Prozess der Entfremdung vom ultrarechten Paralleluniversum. Molau wandte sich an den niedersächsischen Verfassungsschutz und gab nun auch gegenüber dem NDR seinen Ausstieg bekannt. Er habe „eine klare Trennung gezogen“, sagte Molau dem Sender. Sicherheitsexperten vermuten, Molau wolle versuchen, wieder ein bürgerliches Leben zu führen.

Auf solche Gedanken wird Christian Worch kaum kommen. Der 56 Jahre alte, aus Hamburg stammende Immobilienbesitzer gehört seit den 70er Jahren zum Inventar der Szene. 1978 fiel er erstmals auf. Damals begleitete Worch in Hamburg einen Kumpan, der eine Eselsmaske trug und ein Pappschild mit der Aufschrift „Ich Esel glaube noch, dass in deutschen KZs Juden vergast wurden.“ In seiner Neonazi-Laufbahn schwang sich Worch zum Szeneanführer auf, verkrachte sich aber mit der NPD. Auch ein Gastspiel bei der DVU endete unerfreulich. Worchs Minipartei „Die Rechte“, das Logo ähnelt provokant dem der Linkspartei, geben Sicherheitsexperten keine Chance, nicht einmal als Auffangbecken für den Fall eines NPD-Verbots. „Das ist ein Rohrkrepierer“, heißt es. Worch jedoch plant schon für die Europawahl 2014.

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