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Mordfall Hariri: Zeuge verschwunden - Familie verdächtigt Paris

Nachdem der wichtigste Kronzeuge zum Mord am libanesischen Regierungschef Rafik Hariri in Frankreich spurlos verschwunden ist, haben Angehörige des syrischen Offiziers schwere Vorwürfe gegen die französischen Behörden erhoben. Die UN-Ermittler fordern unterdessen mehr Zeit für die Aufklärung des Attentats.

Der bislang wichtigste Zeuge der UN-Ermittler zum Mord an dem früheren libanesischen Regierungschef Rafik Hariri ist in Frankreich spurlos verschwunden. Die Familie des ehemaligen syrischen Armeeoffiziers Suhair al-Saddik bezichtigt die französischen Behörden, ihn zu verstecken oder sogar getötet zu haben. Der französische Außenminister Bernard Kouchner hatte am Dienstag eingeräumt, dass der Syrer vermisst werde. Wegen seiner Aussagen hatten ihn französische Sicherheitskräfte bewacht. Spekulationen arabischer Medien, wonach er sich in den Vereinigten Arabischen Emiraten aufhalten soll, bestätigte Kouchner nicht.

Sein Bruder Emad sagte der syrischen Tageszeitung "Al-Watan": "Die französischen Behörden haben sein Verschwinden vielleicht ermöglicht, um anderen zu helfen, ihn zu eliminieren, oder sie haben es vielleicht sogar selbst getan." Omar al-Saddik, ein weiterer Bruder, sagte der regierungsnahen Zeitung, sein Bruder sei getötet worden, "um den Mord dann Syrien in die Schuhe zu schieben".

Bei dem Bombenanschlag auf Hariri waren im Februar 2005 insgesamt 23 Menschen ums Leben gekommen. Seit diesem Attentat, an dem syrische Funktionäre beteiligt gewesen sein sollen, sind noch weitere anti-syrische Politiker und Journalisten im Libanon ermordet worden. Libanesische Politiker verdächtigen den Chef des militärischen Geheimdienstes und Schwager des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, General Assef Schawkat, dabei eine Rolle gespielt zu haben.

UN-Chefermittler braucht mehr Zeit

Der UN-Chefermittler im Hariri-Mordfall, der Kanadier Daniel Bellemare, hatte erklärt, keine Informationen zum Verbleib von Al-Saddik zu haben. Dieser habe auf ein Angebot der UN-Ermittler, an einem Zeugenschutzprogramm teilzunehmen, nicht reagiert.

Bellemare, der die Ermittlungen seit Januar leitet, forderte vom Sicherheitsrat mehr Zeit für die Ermittlungen. Er sehe sich nicht in der Lage, bis zum Auslaufen des jetzigen Mandates am 15. Juni alle Teile des Puzzles zusammenzusetzen. Bellemare ist überzeugt, dass an der Ermordung Hariris mehrere Menschen beteiligt waren, die anschließend weitere politische Morde verübt haben. Vier libanesische Generäle, die im Verdacht stehen, an dem Komplott beteiligt gewesen zu sein, sitzen seit rund zwei Jahren in Beirut in Haft. Die libanesische Justiz hatte 2005 die Auslieferung Al-Saddiks gefordert, der sich in seiner Zeugenaussage auch selbst belastet haben soll. Dies hatte Paris damals mit der Begründung abgelehnt, dem Syrer drohe im Libanon die Todesstrafe. (stb/dpa)

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