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Moskau: Zehntausende Russen protestieren vor Wahl gegen Putin

Eine Woche vor der Präsidentenwahl in Russland haben Kremlgegner zu Zehntausenden bei Kälte und Schnee gegen Kandidat Putin protestiert. Für Aufsehen sorgte dabei auch ein Zwischenfall in Moskaus Erlöserkathedrale. Putin-Anhänger dagegen gerieten ins Hintertreffen.

Mit einer kilometerlangen Menschenkette haben Regierungsgegner in Moskau eine Woche vor der Präsidentenwahl gegen Kremlkandidat Wladimir Putin protestiert. „Russland ohne Putin!“, skandierten die Demonstranten am Sonntag bei Schnee auf dem 15,6 Kilometer langen Gartenring im Zentrum der Hauptstadt. Ziel der friedlichen Aktion war es, dass sich etwa 35 000 Menschen mit weißen Bändchen am Revers entlang des Rings als Zeichen ihrer geschlossenen Opposition an den Händen hielten. Es war die größte von mehreren landesweiten Protestaktionen „Für ehrliche Wahlen“ am Wochenende.

Die Polizei sprach von mehr als 11 000 Teilnehmern, die Organisatoren hingegen von mehr als 30 000. Der Sieg Putins bei der Abstimmung am 4. März gilt als sicher. Einige Dutzend Anhänger des Regierungschefs stellten sich der Kette am Park Kultury gegenüber - sie trugen Herzen mit der Aufschrift: „Putin liebt alle“. Der Regierungschef ist seit mehr als zwölf Jahren in verschiedenen Ämtern an der Macht und war bereits von 2000 bis 2008 Präsident.

Für Aufsehen sorgte ein Anti-Putin-Protest der vermummten Frauen-Punk-Band Pussy Riots, die in die Moskauer Erlöserkathedrale eindrang. Das Mutterhaus der russisch-orthodoxen Kirche gilt als nationales Heiligtum. Die Band führte ein Punk-Gebet auf mit dem Wunsch, dass Putins Herrschaft ende, wie ein im Internet verbreitetes Video zeigt. Die Polizei leitete ein Verfahren wegen Rowdytums gegen die geflüchteten Frauen ein.

Auch in vielen anderen Städten Russlands, darunter bei einer großen Aktion in St. Petersburg, protestierten Menschen gegen die umstrittene Rückkehr des früheren Geheimdienstchefs in den Kreml.

Dort traten am Sonntag Politiker der linkskonservativen Partei Gerechtes Russland und der zur Wahl nicht zugelassenen Oppositionspartei Jabloko auf.

Gegen mögliche Fälschungen bei der Präsidentenwahl hatten bereits am Samstag in St. Petersburg auch Kremlgegner und Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow sowie der prominente Anwalt und Blogger Alexej Nawalny protestiert. Die „Revolution“, die Russland brauche, müsse ohne Gewalt vonstattengehen, sagte Nawalny.

Das Internetportal kasparov.ru gab die Zahl der Demonstranten mit 15 000 an, die Polizei dagegen sprach von nur von 2500 Menschen.

Die Opposition hat für den Fall von Putins Sieg in erster Runde am nächsten Sonntag zu landesweiten Massenprotesten aufgerufen. Die Regierungsgegner bezweifeln angesichts der Proteststimmung im Land, dass Putin mehr Stimmen bekommen kann als alle anderen Mitbewerber zusammen. Sie hoffen daher auf eine Stichwahl.

Die Partei des von der Wahl ausgeschlossenen Oppositionspolitikers Grigori Jawlinski empfahl den Wählern, aus Protest gegen politische Willkür, alle Kandidaten auf den Stimmzetteln durchzustreichen. Damit würden die Wahlzettel ungültig und könnten nicht für Fälschungen missbraucht werden, sagte der Chef der Jabloko-Partei, Sergej Mitrochin. Die Wahlberechtigten sollten außerdem Jawlinskis Namen unter den anderen Bewerbern notieren. (dpa)

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