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Politik: Moskaus Verbündeter im Kaukasus

Endlos der Zug, der sich den Berg in der Nähe Eriwans hinaufbewegt, wo das Denkmal Tsitsernakaberd steht und die ewige Flamme brennt. Ein Meer von Blumen, Kränze, Fotos mit Trauerflor und an der Spitze der Prozession die letzten Überlebenden.

Endlos der Zug, der sich den Berg in der Nähe Eriwans hinaufbewegt, wo das Denkmal Tsitsernakaberd steht und die ewige Flamme brennt. Ein Meer von Blumen, Kränze, Fotos mit Trauerflor und an der Spitze der Prozession die letzten Überlebenden. Nach 90 Jahren sind das nur noch eine Hand voll. Jedes Jahr am 24. April gedenken die Armenier des Massakers: Acht Millionen Armenier leben weltweit, nur viereinhalb davon in der ehemaligen Sowjetrepublik, die gerade mal so groß ist wie Brandenburg.

Die gut betuchte armenische Diaspora, die in ihren Gastländern über großen politischen Einfluss verfügt, scheut die Risiken, die auch andere Investoren verprellten: Reformstau, gestörtes Verhältnis zu den Nachbarn, innenpolitische Spannungen und zunehmend schwierige Beziehungen zur traditionellen Schutzmacht Russland. Seit Beginn des Kriegs um Karabach – einer von Armeniern bewohnten Exklave, die zu Aserbaidschan gehört, schloss Baku die Grenzen zu Armenien. Ebenso die Türkei, die sich mit ihren ethnischen Verwandten solidarisierte.

Aus historischen Gründen pro-russisch orientiert, wurde Armenien nach dem Ende der Sowjetunion Moskaus treuester Verbündeter im Kaukasus und gehört zum harten Kern der UdSSR-Nachfolgegemeinschaft GUS. Deren Ende indes scheint nach dem Machtwechsel in gleich drei ehemaligen Sowjetrepubliken eine Zeitfrage. Damit aber ändern sich zwangsläufig auch die Prioritäten der Außenpolitik. Russland mogelte sich bisher um die offizielle Qualifizierung des Massakers als „Völkermord“ herum und verprellte Armenien mit der Erklärung von 2005 zum „Jahr Aserbaidschans“. Eine Ungeschicklichkeit, die Russlands Präsident Wladimir Putin nicht einmal mit der erwarteten Teilnahme an der Gedenkfeier am Sonntag wettmachen kann.

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