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Mr. Euro ist nach wie vor beliebt: Jean-Claude Juncker und seine EU-Bilanz

Er hatte zum Schluss keine Lust mehr auf seinen Job als oberster Euro-Retter. Trotzdem hat der luxemburgische Premier in Brüssel immer noch viele Fans.

In Brüssel ist der 58-jährige Jean-Claude Juncker auch Monate nach seinem Rücktritt als Chef der EuroGruppe im Januar sehr beliebt. Gegenüber der Presse ist Juncker zwar oft wie eine Diva aufgetreten, die sich manchmal schlicht weigerte, Fragen zu beantworten. Langweilig aber war es nie – selbst als der Luxemburger am Ende ganz offensichtlich keine Lust mehr auf den Job hatte.

Doch ausgerechnet jetzt, da nicht mehr alle Strippen in Sachen Euro-Rettung bei ihm zusammenlaufen und er wieder mehr Zeit für sein Großherzogtum hat, rächt sich, dass er sich seit 2005 mehr auf die große denn die kleine Bühne daheim konzentriert hat, aber trotzdem keine Kompetenzen abgab.

Der Brüsseler Politikapparat aber weiß, was er an ihm hatte. Juncker wird als Mittler, ja Integrationsfigur verehrt. Sein ehemaliger Vorgesetzter, sagt einer aus dem Verwaltungsapparat der Euro-Gruppe, sei „ein wahrhaft politisch denkender Mensch“ und „einer der wenigen, der den historischen Zusammenhang verinnerlicht hat“. So wurde er der „Mr. Euro“.

Eingeklemmt zwischen den beiden großen europäischen Mächten Deutschland und Frankreich ist das Verständnis für beide Sichtweisen in Luxemburg traditionell vorhanden. Juncker hat daraus einen Politikstil gemacht, der bei Europas Regierungen gut ankommt. Trotzdem ist auch seine europäische Bilanz gemischt. Geschadet hat dem christlich-konservativen Politiker vor allem die ihm zugeschriebene Aussage, in der Politik notfalls auch lügen zu müssen. Sein langer Kampf für das Luxemburger Bankgeheimnis kratzte ebenfalls am Bild des EU-Übervaters, der mithin nur europäische Interessen und keine eigenen verfolgt.

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