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Muammar Gaddafi: Todesumstände unklar

Die Details der Umstände des Todes von Gaddafi blieben zunächst widersprüchlich. Weiß man inzwischen Genaueres?

Von Matthias Schlegel

Nein, eine verlässliche Aussage darüber gibt es nicht – auch wenn von den Ereignissen während der Festnahme Gaddafis inzwischen Videos und Bilder kursieren. Aber eindeutigen Aufschluss darüber, wie die Ereignisse in Gaddafis Heimatstadt Sirte am Freitag im Detail abliefen, geben auch sie nicht. Sie belegen immerhin, dass Gaddafi lebend in die Hände der Kämpfer des Übergangsrates fiel. Ein Arzt, der den Leichnam untersucht hatte, sagte, Gaddafi sei aus nächster Nähe in den Kopf und in die Beine geschossen worden. Und auf einem verwackelten Handyvideos ist zu sehen, wie dem verwundeten, aber noch lebenden Gaddafi eine Pistole an den Kopf gehalten wird. Allerdings ist nicht festgehalten, ob der Kämpfer abdrückte. UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay forderte gleichwohl eine Untersuchung der Vorgänge. Die Bilder seien „sehr beunruhigend“, sagte ihr Sprecher. Auch Russland verlangte Aufklärung. „Auf den ersten Blick sieht es wie ein Lynchmord aus“, urteilte der Chef des Auswärtigen Ausschusses der Staatsduma, Konstantin Kossatschow.

Die vom Chef der Übergangsregierung, Mahmud Dschibril, verbreitete Version besagt, Gaddafi sei „bei guter Gesundheit“ gefunden worden. Nachdem er auf einen Kleinlastwagen gebracht worden sei, habe es eine Schießerei zwischen Rebellen und Gaddafi-Anhängern gegeben, bei der Gaddafi einen Kopfschuss erlitten habe – in diesem Fall also von seinen eigenen Leuten. Auf dem Weg ins Krankenhaus nach Misrata sei er verblutet.

Eine andere Version hatte der Kommandeur der Truppen des Übergangsrats, Mohammed Leith, verbreitet. Gaddafi habe aus einem Jeep zu fliehen versucht, der beschossen wurde. Er habe sich in einem Abwasserkanal versteckt. Aus diesem sei er bewaffnet herausgekommen, von Kämpfern des Übergangsrats beschossen worden und an den Verletzungen gestorben.

Am Tag darauf kursieren andere martialische Bilder: Rebellen in Uniform, aber auch Zivilisten posieren am blutüberströmten Leichnam, ein halbes Dutzend Handykameras sind auf den Toten gerichtet. Am Ende einer Revolution entziehen sich die Gesten des Triumphes oft den Maßstäben der zivilisierten Welt. Wann und wo Gaddafi beigesetzt werden soll, war am Freitag noch unklar. Der Übergangsrat will verhindern, dass die Grabstätte zum Pilgerort wird. sc

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