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Münchner Sicherheitskonferenz: USA und Deutschland einig bei Afghanistan-Strategie

Verteidigungsminister Jung fordert einen neuen Kurs in Afghanistan. Die Staatengemeinschaft müsse sich auf den Wiederaufbau konzentrieren. Dafür gibt es Beifall von der neuen US-Regierung. Nach Ansicht des Sondergesandten Holbrooke stellen sich Washington und Berlin die Sache aber ein wenig zu einfach vor.

Deutschland und die USA streben Korrekturen am Nato-Einsatz in Afghanistan an. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) forderte am Sonntag zum Abschluss der Münchner Sicherheitskonferenz unter anderem verstärkte Bemühungen um den zivilen Wiederaufbau des Landes. Die Diskussion konzentriere sich zu oft auf den militärischen Bereich.

Der Sicherheitsberater der neuen US-Regierung, James Jones, bezeichnete die internationale Koordination beim Afghanistan-Einsatz als mangelhaft. Er kritisierte ebenso wie Jung, bislang sei zu sehr auf militärische Mittel gesetzt worden. Es sei nicht rechtzeitig erkannt worden, wie wichtig zum Beispiel der Aufbau der Polizei sei.

Holbrooke dämpft Hoffnung auf schnelle Lösung

Der afghanische Staatspräsident Hamid Karzai lobte den deutschen Beitrag bei der Ausbildung der Polizei. Er forderte jedoch eine bessere Koordinierung zwischen der Regierung seines Landes und der internationalen Staatengemeinschaft. Karzai verlangte zudem von der Nato mehr Rücksicht auf die Bevölkerung bei dem Einsatz in seinem Land und kritisierte die hohe Zahl an zivilen Opfern.

Der US-Sondergesandte für Afghanistan und Pakistan, Richard Holbrooke, rechnet allerdings nicht mit einer schnellen Lösung der dortigen Krisensituation: "Es gibt keine Zauberformel für Afghanistan." Nötig seien neue Ideen, eine bessere Abstimmung der USA mit ihren Verbündeten und viel Zeit. Holbrooke warnte, bei diesem Einsatz stehe auch "die Zukunft der Nato auf dem Spiel".

Rund 55.000 Soldaten unter dem Kommando der Nato versuchen, Afghanistan zu stabilisieren und einen Wiederaufbau zu ermöglichen.

Karzai fordert mehr "Respekt" für Afghanen

Karzai versicherte, die Afghanen nähmen engagiert am Kampf gegen den Terrorismus teil. Sie hätten aber auch ein "Recht auf Respekt". Er begrüßte zugleich die Ankündigung des neuen US-Präsidenten Barack Obama, über ein umfassendes Konzept für den künftigen Einsatz zu beraten.

Der US-Oberbefehlshaber für den Mittleren Osten und Zentralasien, General David Petraeus, forderte von den europäischen Partnern eine stärkere Beteiligung am Nato-Einsatz in Afghanistan. Jedes Land müsse seine Möglichkeiten hierfür prüfen. Dabei gehe es nicht nur um zusätzliche Kampftruppen.

Petraeus fügte hinzu, notwendig sei zum Beispiel auch finanzielle Unterstützung. Außerdem müsse die Koordination mit der afghanischen Regierung verbessert werden. Der General betonte, die zivilen Opfer müssten auf das "absolute Minimum" beschränkt werde. Er begrüßte zugleich die Ankündigung von Jung, die Ausbildung der afghanischen Polizei noch zu verstärken.

Ischinger sieht "politische Klimaerwärmung"

Der neue Leiter der Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, zeigte sich in seinem Schlusswort erfreut über den Verlauf der dreitägigen Beratungen. Er betonte mit Blick auf den Auftritt von US-Vizepräsident Joe Biden am Samstag, es gebe den "Beginn einer politischen Klimaerwärmung". Von München gehe zudem eine Botschaft der Entschlossenheit aus, die internationalen Probleme "beim Namen zu nennen und anzupacken".

Über die Demonstrationen gegen die Sicherheitskonferenz sagte Ischinger: "Wir sind genauso ernsthaft an Frieden und an der Suche nach Frieden interessiert wie die draußen, die glauben, es besser zu wissen." Bei den Protesten wurden am Wochenende 17 Personen festgenommen. Eine Polizistin wurde leicht verletzt. Insgesamt waren am Wochenende rund 3700 Polizisten in der Münchner Innenstadt im Einsatz. (sf/ddp/dpa)

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