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Politik: Mugabe reagiert auf den weltweiten Protest gegen die Farmbesetzungen - mit Terror gegen eine andere Gruppe (Kommentar)

Simbabwes Schicksal hängt in diesen Wochen am seidenen Faden. Präsident Mugabe ist offenbar bereit, das Wohl seines Landes dem eigenen politischen Überleben zu opfern.

Simbabwes Schicksal hängt in diesen Wochen am seidenen Faden. Präsident Mugabe ist offenbar bereit, das Wohl seines Landes dem eigenen politischen Überleben zu opfern. In den letzten Tagen hat er seine militanten Reden zwar ein wenig abgemildert. Und einzelne Farmer dürfen auf ihre Gehöfte zurückkehren. Aber das ist kein Durchbruch.

Als gewiefter Politiker hat Mugabe nur seine Strategie geändert. Reichlich spät hat der 76-Jährige begriffen, dass die von ihm persönlich angestachelten Übergriffe sogenannter "Kriegsveteranen" auf weiße Farmer weltweit auf Ablehnung stoßen und sein Regime viel Kredit gekostet haben. Und arbeiten lassen muss er zumindest einen Teil der weißen Landbesitzer, weil sie die Devisen erwirtschaften, die das er nun dringender denn je braucht.

Nun setzt Mugabe offenbar darauf, dass die neue Repressionswelle gegen regimekritische schwarze Simbabwer in den westlichen Medien weniger Beachtung findet. Daneben verschafft ihm die vom Staat geschürte Gewalt einen Vorwand, bei Bedarf einen Ausnahmezustand über das Land zu verhängen und die eigentlich für diesen Monat geplanten Wahlen auf unbestimmte Zeit zu verschieben.

In seiner Not geht Mugabe nun mit Gewalt gegen den wohl schutzlosesten Teil der Gesellschaft vor: gegen Farmarbeiter, die nicht organisiert sind und über keinerlei wirtschaftliche Macht verfügen. Auch können sie es sich, anders als die Großfarmer, nicht leisten, ihre Frauen und Kinder nach England oder Australien oder oft auch nur ins nächstgelegene Township zu schicken.

An einer friedlichen Wahl ist der starke Mann Simbabwes nicht interessiert. Letzte Woche kramte er ein ganzes Arsenal an Kolonialgesetzen aus der Mottenkiste, die das weiße Minderheitsregime unter Ian Smith einst zur Bekämpfung des schwarzen Nationalismus eingesetzt hatte.

Die Vergangenheit hat Simbabwe aber auch in anderer Hinsicht eingeholt: Bereits im Widerstandskampf hatte Mugabe immer wieder den Terror als politische Waffe genutzt. Dorfvorsteher, die nicht mit ihm kooperieren wollten, wurden vor den Augen der Bewohner massakriert. Als Staatschef ging er später mit derselben Gewalt gegen Anhänger der Opposition im Matabeleland vor. Etwa 20 000 Dissidenten wurden dort zwischen 1983 und 1987 von seinen Truppen ermordet und in offene Minenschächte geworfen. Heute möchte er mit neuem Staatsterror sein marodes Regime retten.

Offenbar baut der alternde Autokrat darauf, das ihn keine auswärtige Macht und auch kein interner Opponent daran hindern werden, sich mit brutalsten Mitteln an der Macht zu halten. Unbegreiflich ist vor allem, dass die Führer des südlichen Afrika, die so gerne über Menschenrechte dozieren und bei jeder Gelegenheit eine "afrikanische Renaissance" beschwören, Präsident Mugabe noch kürzlich als einen "echten Gesetzeshüter" gepriesen haben. So nähren sie den Eindruck, dass sie die anarchischen Zustände in Simbabwe unter diesem Herrscher, wenn nicht unterstützen, so doch zumindest stillschweigend dulden.

Die Frage ist nun, wie viele Menschen noch sterben müssen, ehe Afrika bemerkt, dass es in Simbabwe nicht um eine Landreform oder einen Konflikt zwischen Schwarz und Weiß geht, sondern um puren Staatsterror gegen eine Bevölkerung, die sich nach 20 Jahren Mugabe-Diktatur nach Veränderung sehnt.

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