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Politik: Mugabes Herausforderer

Der frühere Finanzminister Makoni tritt gegen Simbabwes Potentaten an – als unabhängiger Kandidat

Robert Mugabes Hoffnung, bei der Präsidentschaftswahl am 29. März einen unangefochtenen Sieg davonzutragen, haben einen Dämpfer erhalten: Mit dem früheren Finanzminister Simba Makoni wagt es zum ersten Mal ein Mitglied des Establishments, den seit fast 28 Jahren herrschenden Potentaten direkt herauszufordern. Allerdings ist Makoni gezwungen, als Unabhängiger zu kandidieren und kann anders als Mugabe, nicht auf die Parteimaschinerie und Mittel der Regierungspartei ZanuPF zurückgreifen.

Beobachter sehen in Makonis Kandidatur ein Zeichen dafür, dass Mugabe erstmals seit mehr als 20 Jahren auf stärkeren Widerstand in den eigenen Reihen stößt. Sollten sich weitere Mitglieder der Führungsclique Makonis anschließen, wofür es Hinweise gibt, könnte der 57-Jährige zu einer Gefahr für Mugabe werden. Der politische Beobachter John Makumbe spricht von einem „bedeutsamen Schritt“, weil Makonis Wahlteilnahme die Stimmen der Regierung aufspalten könnte.

Dennoch ist Skepsis geboten: Zum einen ist Mugabe gerade mit innerparteilichen Gegnern in der Vergangenheit wenig zimperlich umgesprungen. Der sofortige Ausschluss Makonis aus der Regierungspartei ist genauso ein Indiz dafür wie die Drohung der sogenannten Kriegsveteranen, Mugabes Schlägertruppe, Makoni wegen seines Ausscherens zu verprügeln. Zum anderen wird Makoni zwar weithin respektiert, doch verfügt er innerhalb der regierenden ZanuPF über wenig Unterstützung an der ländlichen Parteibasis. Seine Anhänger finden sich vor allem unter Intellektuellen und der Stadtbevölkerung – und damit oft auch unter den Anhängern der oppsitionellen MDC. Wegen seiner ausgleichenden Art galt er jahrelang als idealer Kompromisskandidat für den Präsidentenposten in einer Regierung der nationalen Einheit.

Makoni, der seit seiner Entlassung aus der Regierung im Jahr 2002 längere Zeit in Südafrika lebte, begründete seine Kandidatur mit der fehlenden Bereitschaft der ZanuPF, auf ihrem Parteikongress im Dezember das Führungspersonal auszutauschen, das für die schwere Krise des Landes verantwortlich sei. „Ich wäre damals gerne offizieller Präsidentschaftskandidat der ZanuPF geworden, doch wurde mir diese Möglichkeit verwehrt.“ Die gegenwärtige Lage in Simbabwe hält er für unerträglich. „Ich weiss um die furchtbaren Nöte, die die Menschen hier in den vergangenen zehn Jahren zu ertragen hatten“, sagte er.

Im Dezember ist die Inflation in Simbabwe nach Angaben der Statistikbehörde der Regierung auf unglaubliche 66 212,3 Prozent gestiegen. Antonie Nord, die für die Grünen-nahe Heinrich- Böll-Stiftung in Südafrika arbeitet, hat sich bei einer Reise vor kurzem ein Bild davon gemacht, wie die Menschen in Simbabwe unter diesen Bedingungen überleben können. Alleine nach Südafrika sind rund drei Millionen Simbabwer seit Beginn der Krise im Jahr 2000 geflüchtet. Etwa ein Viertel der Bevölkerung lebe im Ausland, berichtet Nord. „Ohne die Transfers könnten die Leute nicht überleben“, sagte sie dem Tagesspiegel. Die Wirtschaft spiele sich nur noch auf dem Schwarzmarkt ab. In den Geschäften seien die Regale leer. Nord sagt zwar: „Mich hat das alles sehr deprimiert.“ Sie sagt aber auch: „Ich bewundere die Moral der Leute.“ Die Kinder gingen immer noch zur Schule, obwohl sie im besten Fall noch einmal am Tag eine Mahlzeit bekommen und Hunger haben. Die Leute gingen auch immer noch zur Arbeit, obwohl sie längst nichts mehr verdienten.

Nord berichtet, dass die Menschen in Simbabwe von der Opposition um Morgan Tvangirai ungeheuer enttäuscht seien. Kurz bevor Simba Makoni seine Kandidatur erklärt hatte, war es der MDC nicht gelungen, sich mit einer Abspaltung der Partei um Arthur Mutambara auf gemeinsame Wahllisten zu einigen. Die Opposition tritt also mit zwei Kandidaten an. „Die Wahl ist schon verloren“, sagt Nord. Wahlkampf könne die MCD keinen machen, weil ihre Kundgebungen regelmäßig verboten würden. Und Morgan Tvangirai hat nach Makonis überraschender Kandidatur gleich erklärt, er werde ihn nicht unterstützen. Gegen drei Gegenkandidaten, dürfte Mugabe trotz allem leichtes Spiel haben. Zudem, berichtet Nord, setze Mugabes Regierung die Nahrungsmittelhilfe der Vereinten Nationen als Druckmittel ein. Nur wer die Regierungspartei wählt, bekommt Lebensmittel, und die Menschen hungern seit Jahren.

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