zum Hauptinhalt

Politik: Mutter Courage der Realos

Sie war eine Grüne der ersten Stunde. Zuweilen brachte sie den Mut für kleine Revolutionen auf, selbst wenn ihr dieses Talent rein äußerlich nicht unmittelbar anzumerken war.

Von Matthias Meisner

Sie war eine Grüne der ersten Stunde. Zuweilen brachte sie den Mut für kleine Revolutionen auf, selbst wenn ihr dieses Talent rein äußerlich nicht unmittelbar anzumerken war. Kristin Heyne, Parlamentsgeschäftsführerin der Grünen im Bundestag, ist am Mittwoch im Alter von 49 Jahren gestorben. Heyne war Mitbegründerin der Grün-Alternativen Liste (GAL) in Hamburg. Politik lernte die Grundschullehrerin von der Pike auf - als Abgeordnete in der Bezirksversammlung Bergedorf, in der Hamburger Bürgerschaft, im Landesvorstand.

1994 wurde Kristin Heyne erstmals in den Bundestag gewählt. In ihrer zweiten Legislaturperiode, seit 1998, wurde sie Parlamentarische Geschäftsführerin. "In die neue Verantwortung" der Regierungsbeteiligung "hineingewachsen" seien die Grünen - so sah es die zierliche Frau, die viel im Hintergrund wirkte, selbst. Heyne machte Realpolitik für Rot-Grün im besten Sinne des Wortes. Sie stritt für die Ökosteuer und eine Steuerreform zu Gunsten von Familien. Der Sache blieb sie stets verbunden, organisierte sich bei "Mütter Courage" gegen Atomkraft und bei "Robin Wood" gegen die Umweltzerstörung.

Doch vor allem wollte die Mutter von zwei Kindern die Grünen bewegen - auch strukturell. Erst im Dezember ließ sie sich mit klarer Mehrheit zur Landesvorsitzenden der GAL in Hamburg wählen. Die Landespartei brach dazu mit zwei Tabus, schaffte die Doppelspitze ebenso ab wie die Trennung von Parteiamt und Abgeordnetenmandat. Heyne sprach von einer Entscheidung gegen die "Misstrauenskultur" in ihrer Partei. Und äußerte die Hoffnung, dass ihre Partei nun auch auf Bundesebene "wirklich zu großen Schritten bereit" sei.

Für ihren Hamburger Verband, dem sie zu einer "schlagkräftigen und glaubwürdigen Oppositionspolitik" verhelfen wollte, konnte Heyne nicht mehr viel bewegen. Nach nur sieben Wochen im Amt und der neuen Doppelfunktion erlag die Politikerin ihrem Krebsleiden. Vorstand von Partei und Bundestagsfraktion würdigten eine starke und zugleich liebenswürdige Frau.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false