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Zuletzt waren in Baltimore 130 Polizisten bei Ausschreitungen verletzt worden.

© AFP

Nach Ausschreitungen in Baltimore: Polizei soll stärker kontrolliert werden

Baltimores Polizei steht nach dem Tod des jungen Schwarzen Freddie Gray unter Beobachtung. Auch mit Körperkameras sollen die Sicherheitskräfte ausgestattet werden.

Die Bürgermeisterin von Baltimore hat der Polizei ihrer eigenen Stadt ein lautes Misstrauensvotum ausgesprochen. Und das ist jetzt schon das Zweite. Am Freitag bereits hatte die Staatsanwältin von Baltimore Mord- und Totschlagsanklagen gegen jene sechs Polizisten erhoben, die am Tod des jungen Schwarzen Freddie Gray beteiligt waren. Am Mittwoch erklärte nun Bürgermeisterin Stephanie Rawlings-Blake, sie habe beim Justizministerium in Washington um eine Bürgerrechtsuntersuchung gegen das Baltimore Police Department ersucht. Geklärt werden soll, sagte Rawlings, ob es „Muster oder eine Praxis“ diskriminierender Polizeiarbeit gebe. Die Polizisten sollen bis Ende des Jahres unter anderem mit Körperkameras ausgestattet werden.

Alle in Baltimore wüssten, dass die Stadt auch weiter eine gebrochene Beziehung mit der Polizei habe. „Ich bin bereit zu tun was nötig ist“, sagte Blake, „um das Department zu reformieren“. Die jüngsten Ereignisse demonstrierten die Notwendigkeit dessen. Scheitern sei dabei keine Option. In der Kritik steht die Polizei der Stadt wegen einer diskrimminierenden Praxis von Straßenstops, Verhaftungen und unangemessener Gewaltanwendung. Sie erhoffe sich vom Justizdepartment Klarheit darüber „welche systemischen Herausforderungen existieren, die zu unangemessener Gewaltanwendung und diskriminierender Poliziearbeit beitragen“, sagte die Bürgermeisterin. Am Ende werde sie jeden zur Verantwortung ziehen, der der Veränderung im Wege stehe. Rawlings hat die Rückendeckung von der demokratischen Fraktion in der Stadtversammlung von Baltimore.

Verdacht der Bürgerrechtsverletzung

Das Justizdepartment erklärte, man habe das Ersuchen der Bürgermeisterin erhalten. Justizministerin Loretta Lynch ziehe in Anbetracht ihrer Gespräche mit Sicherheitsbeamten, der Stadtverwaltung, Vertretern der Kirchen und der Jugendsozialarbeit die Option „aktiv“ in Betracht. Lynch besuchte die Stadt am Mittwoch und traf sich dabei auch mit Grays Familie. Der Tod von Gray wird ohnehin vom FBI und vom Justizdepartment auch unter dem Verdacht der Bürgerrechtsverletzung untersucht. Die Übersetzung der Bürgerrechtsverletzung heißt in diesem Fall Tod wegen rassischen Verhaltens.

Rawlings arbeitet in der Frage mit dem Polizeichef von Baltimore, Anthony Blatts, zusammen. Unter seiner Führung wurde bereits eine Einheit aufgelöst, die für ihre Übergriffe bekannt gewesen war. Nach dem Tod von Gray war es in der Ostküstenstadt zu Krawallen gekommen, bei denen 130 Polizisten teils schwer verletzt und Geschäfte geplündert und in Brand gesteckt wurden. Rund 250 Gebäude und 170 Autos wurden beschädigt. Bis zu 3000 Nationalgardisten und zusätzliche 1000 Polizisten waren im Einsatz. Am Mittwoch wurde der Ausnahmezustand aufgehoben. (mit dpa)

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