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Carsten Sieling wird dem linken Flügel der SPD zugerechnet.

© dpa

Nach Bürgerschaftswahl in Bremen: Carsten Sieling soll Jens Böhrnsen nachfolgen

Der Landesvorstand der Bremer SPD hat den Bundestagsabgeordneten Carsten Sieling zu seinem Wunschnachfolger von Jens Böhrnsen als Bremer Bürgermeister gekürt. Der Vorschlag muss noch von einem SPD-Parteitag abschließend entschieden werden.

In der ersten Reihe stand Carsten Sieling öffentlich zuletzt eher selten, aber das könnte sich demnächst ändern: Der Landesvorstand der Bremer SPD kürte den 56-jährigen Bundestagsabgeordneten am Montag zu seinem Wunschnachfolger für Bürgermeister Jens Böhrnsen, der nach dem schlechten Abschneider der Partei bei der Bürgerschaftswahl nicht wieder antritt. Sieling verfügt über große politische Erfahrung und war intern von Anfang an als möglicher Favorit für die Böhrnsen-Nachfolge gehandelt worden, über die ein SPD-Parteitag abschließend entscheiden muss. Der verheiratete Vater dreier Kinder war bereits Chef der Bremer Landespartei sowie Fraktionsvorsitzender der Genossen in der Bürgerschaft, ist also bestens vernetzt und an schwierige Führungsaufgaben gewöhnt.

Seit 2009 sitzt der in Nienburg an der Weser geborene Sieling im Bundestag, unter anderem als Mitglied im wichtigen Finanzausschuss. Politisch ist er auf dem linken Flügel zu verorten. Seit dem vergangenen Jahr ist er der Sprecher der Parlamentarischen Linken in der SPD-Bundestagsfraktion. "Seit meiner Jugend bin ich überzeugter Sozialdemokrat. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, dass Chancengleichheit herrscht", schreibt er über sich auf seiner Homepage.

Sieling trat schon mit 17 Jahren in die SPD ein. Sein beruflicher Werdegang führte den Industriekaufmann, der bald nach seiner Ausbildung über den zweiten Bildungsweg studierte und es berufsbegleitend bis zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften brachte, bis zum Referenten bei der Bremer Arbeitnehmerkammer. Zeitweise war er in späteren Jahren auch Vorstandchef der Verbraucherzentrale in der Hansestadt.

Öffentlich meldete sich Sieling in jüngster Zeit mit Kritik am Freihandelsabkommen TTIP zu Wort, zudem gehört er zu den energischen Verfechtern einer Finanztransaktionssteuer. Auch verteidigte Sieling vehement den Mindestlohn gegen Kritik aus der Union. Das für das bitterarme und hochverschuldete Bundesland Bremen so lebenswichtige Thema Länderfinanzausgleich gehört ebenfalls zu seinem Kern-Zuständigkeitsbereich.
Auch das dürfte in der internen SPD-Diskussion um die Böhrnsen-Nachfolge eine Rolle gespielt haben. Bei der schwierige Neuordnung der Finanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern stehen weitreichende Entscheidungen an. Böhrnsen genoss auf dem Feld viel Ansehen, sein Nachfolger muss schnell in seien Fußstapfen treten.

Neben seinen Berliner Aktivitäten bemühte Sieling sich in den vergangene Jahren stets darum, den Kontakt nach Bremen nicht abreißen zu lassen. Die Hälfte des Monats verbringt er nach eigenen Angaben in der Hansestadt.
Bekannt ist Sieling dort unter anderem auch für seine "Praxistage", bei denen er seit 2011 jeweils einen Tag als "Praktikant" in karitativen Organisationen oder Unternehmen mitarbeitet, um hinter die Kulissen zu blicken. "Im Alltag bin ich Pendler zwischen zwei Welten", schreibt Sieling über seinen Spagat zwischen der Berliner Politbühne und dem beschaulicheren Bremen. (AFP)

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