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VW ist angekratzt.

© Julian Stratenschulte/dpa

Nach dem Abgasskandal: Der Verbrennungsmotor läuft aus - kann VW bestehen?

Die Grenzwerte für CO2 werden immer strenger, Elektroautos immer günstiger. Mobilität verändert sich.

Für 16 Milliarden Euro müssen viele Firmen respektive deren Mitarbeiter lange arbeiten. Vor allem auch die im Mittelstand, die ihre Produkte nicht selten an die Autohersteller verkaufen. Der größte in Europa ist VW. Aus der VW-Käfer-Manufaktur am Mittellandkanal ist ein Konzern mit 600.000 Mitarbeitern in 120 Fabriken geworden.

In diesem Weltreich stinkt es seit vergangenem Herbst, weil findige Ingenieure mit einer speziellen Software Abgaswerte bei Dieselautos manipuliert haben. In Wirklichkeit werden viel mehr Stickoxide in die Luft geblasen, als die Messinstrumente anzeigen. Für diesen Betrug muss der Konzern Buße tun und Strafe zahlen – nach jetzigem Stand mindestens zehn Milliarden Euro.
In der Wirkung ähnlich, aber legal ist das Ausnutzen der sogenannten Thermofenster durch diverse Autobauer: Die Abgasreinigung greift erst ab einer bestimmten Außentemperatur. Das schont den Motor und schadet der Umwelt sowie den Menschen, die die Abgase einatmen.

Der Verkehrsminister und das Kraftfahrtbundesamt wollen dieser legalen, aber dennoch zwielichtigen Sache auf den Grund gehen. Und dann?

Der Verbrennungsmotor läuft aus

Kurzfristig ändert sich gar nichts, da die Autohersteller offenkundig im Rahmen des EU-Rechts unterwegs sind. Mittelfristig läuft der Verbrennungsmotor aus. Der elektrische Antrieb löst Benziner und Diesel ab. Vermutlich geht das schneller, als viele glauben. Spätestens 2025 hat das Elektroauto nicht nur einen Klima-, sondern auch einen Kostenvorteil gegenüber dem mehr als 100 Jahre alten Verbrennungsmotor.

Das Automobil wird sich erheblich verändern. Und die Fahrzeughersteller werden das auch.
Die besten Autos der Welt sind die deutscher Marken: Mercedes, BMW, Audi, Porsche und VW. Um die immer strengeren CO2 Grenzwerte in der EU einhalten zu können, haben vor allem die deutschen Oberklassehersteller, aber auch VW den Diesel weiterentwickelt, weil der weniger Sprit verbraucht und deshalb nicht so viel CO2 emittiert wie der Benziner. Die Amerikaner gehen einen anderen Weg.

Mobilität verändert sich - kann VW mithalten?

Dort sind die Grenzwerte für Dieselautos auch deshalb so ambitioniert, weil die US-Autokonzerne keine Diesel bauen. Mit Klimaschutz hat das weniger zu tun als mit Industriepolitik. Für die Schadensbewältigung bei VW spielt das keine Rolle. Die Wolfsburger haben Mist gebaut und müssen dafür zahlen; 16 Milliarden Euro veranschlagt das Management. Es wäre gut für das Unternehmen – und die deutsche Wirtschaft –, wenn es dabei bliebe.

Auf dem Höhepunkt der Skandalhysterie im vergangenen Herbst war hier und da von 100 Milliarden die Rede. Trotzdem, der Verlust 2015 ist der höchste in der Unternehmensgeschichte und liegt über dem bisherigen „Rekord“ aus dem Jahr 1993. Damals stand VW mit knapp zwei Milliarden D-Mark in den Miesen und der damalige VW-Chef Ferdinand Piëch holte Peter Hartz nach Wolfsburg, wo der unter anderem mit der Einführung der Vier-Tage-Woche zur Sanierung beitrug. Das ist Geschichte. Heute geht es VW viel besser. In der Kasse liegen fast 25 Milliarden Euro, und die Folgen des Dieselbetrugs dürften ohne böse Einschnitte bei den Beschäftigten zu bewältigen sein. Doch wie funktioniert der Kulturwandel in dem bis vor Kurzem autoritär geführten Konzern? Und ist der Riese beweglich genug für den bevorstehenden Wandel in der Mobilität?

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