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Die Polizei in Orlando hat die Gegend um den Nachtclub "Pulse" weiträumig abgesperrt.

© George Wilson/dpa

Nach dem Angriff in Orlando: Sicherheitskräfte befürchten Nachahmer

Der Angriff auf einen Schwulenclub in Florida könnte Sicherheitsexperten zufolge Islamisten dazu animieren, weitere Anschläge zu verüben.

Von Frank Jansen

Nach dem Anschlag in Orlando befürchten deutsche Sicherheitsexperten, Islamisten könnten sich zu Angriffen auf Schwule und Lesben oder auch auf größere Menschenmengen animiert fühlen. „Wir müssen immer mit Nachahmertaten rechnen“, sagte ein Experte am Montag. Eine weiter gesteigerte Gefahr für die Europameisterschaft in Frankreich sei aber derzeit nicht zu erkennen.

Angesichts der deutlich sichtbaren Sicherheitsmaßnahmen bei der EM hielten vermutlich spontan handelnde Einzeltäter oder Kleingruppen das Risiko für zu groß, entdeckt zu werden, bevor der Anschlag auf viele Menschen werden könne, hieß es in Sicherheitskreisen. Die Tat von Orlando könnte Fanatiker eher stimulieren, ein Lokal von Homosexuellen zu attackieren „oder ein x-beliebiges Ziel, an dem sich viele Ungläubige aufhalten“.

Ein besonderer Schutz für Schwulenclubs sei kaum zu machen. Dazu gebe es zu viele. „Es ist auch nicht möglich, jede Diskothek und jedes größere Restaurant zu bewachen“, hieß es in Sicherheitskreisen, „obwohl Terroristen auch schon Lokale angegriffen haben“. Bei den Anschlägen vom 13. November 2015 in Paris hatten die Attentäter auch einen Konzertsaal und Gaststätten attackiert.

  Parallelen zu Attacke am Frankfurter Flughafen

Den Anschlag von Orlando vergleichen Sicherheitsexperten mit der tödlichen Attacke des Kosovaren Arid Uka auf einen Bus mit US-Soldaten in Frankfurt. Der junge Salafist hatte im März 2011 am Flughafen zwei Amerikaner erschossen und zwei weitere schwer verletzt. Uka wollte noch mehr Soldaten töten, doch seine Pistole hatte eine Ladehemmung. Der Kosovare wurde dann im Flughafen überwältigt. Vom „Modus operandi“ her seien die Taten in Orlando und Frankfurt ähnlich, sagten Experten. Ein Einzeltäter voller Hass schieße um sich und wolle möglichst viele Menschen ermorden.

Es sei allerdings immer noch unklar, ob der Täter in Orlando im Auftrag oder zumindest im Geiste der Terrormiliz IS gehandelt hat, hieß es. Möglicherweise sei der Mann vor allem psychisch labil gewesen. Dass eine IS-nahe Medienagentur behaupte, der Angreifer habe im Auftrag der Miliz gehandelt, könnte psychologische Kriegführung sein – mit dem Ziel, das weltweite Entsetzen nach der Tat noch zu steigern.

Bei Arid Uka hingegen sei die islamistische Gesinnung eindeutig gewesen. Sie wurde auch im Prozess am Oberlandesgericht Frankfurt festgestellt. Uka erhielt für seine Tat lebenslänglich mit besonderer Schwere der Schuld. Vermutlich wird er mehr als 20 Jahre im Gefängnis verbringen. Nach dem Angriff des Kosovaren hatte ihn die Al-Qaida-Filiale im Jemen in ihrem Online-Magazin „Inspire“ gelobt und als Vorbild dargestellt. Es sei zu erwarten, sagten Sicherheitskreise, dass Al Qaida wie auch der IS nun den Anschlag in Orlando für ihre fortlaufende Serie von Aufrufen an Salafisten nutzen, sie sollten mit allen Mitteln, und sei es auch nur mit einem Messer, Ungläubige töten.

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