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Nach dem Angriff: Wie der südkoreanische Präsident die Krise meistert

Die Bedrohung durch den Nachbarn im Norden ist eine Bewährungsprobe für jeden südkoreanischen Präsidenten. Wie meistert der amtierenden Staatschef, Lee Myung Bak, die Krise?

In dieser Krise wird Lee Myung Bak viel taktisches Gespür aufbieten müssen. Der 68-Jährige muss Stärke zeigen und sein Volk beruhigen, das sich taktischen Spielen des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Il ausgeliefert sieht. Gleichzeitig muss Lee Myung Bak, der für Frieden in Ostasien einsteht, vermeiden, das Regime in Pjöngjang allzu sehr zu provozieren. Direkt nach dem nordkoreanischen Angriff auf die Insel Yeonpyeong hatte er mit Vergeltung gedroht: Falls Pjöngjang nochmals angreife, werde es einen „enormen Gegenschlag“ geben. Gleichzeitig erklärte er, dass eine weitere Eskalation vermieden werden müsse. So zeigt sich Lee Myung Baks Dilemma – ihm bleiben nur Drohungen, einen Krieg darf er nicht riskieren. Und damit sind seine Mittel im Umgang mit Nordkorea begrenzt.

In Nordkorea ist er denkbar unbeliebt. Denn Lee hatte die „Sonnenschein-Politik“ seines Vorgängers – Austausch und Hilfe ohne Forderungen an den Norden – aufgegeben. Lebensmittellieferungen knüpfte er an eine entscheidende Bedingung: Nordkorea müsse zuerst sein Atomprogramm aufgeben. Pjöngjang bedankt sich auf seine Weise und verhält sich seit Lees Amtsantritt immer aggressiver – zumal dieser sich außenpolitisch auch noch deutlich an den USA orientiert.

Am liebsten würde sich Lee Myung Bak, dessen Amtszeit 2007 begann und in zwei Jahren endet, ausschließlich mit wirtschaftlichen Fragen beschäftigen. Als Ausrichter des letzten G-20-Treffens im November hatte er die Chance dazu. Der Gipfel der großen Wirtschaftsmächte im eigenen Land wird für ihn ein entscheidender Moment seiner Präsidentschaft gewesen sein. Er hat erreicht, dass Seoul zum Austragungsort des Gipfels wurde und die Welt nach Südkorea schaute. Lee, der auch einmal Geschäftsführer im Hyundai-Konzern war, hat Wirtschaftsfragen ins Zentrum seiner Politik gerückt. In armen Verhältnissen aufgewachsen, hat er sich zum Multimillionär hochgearbeitet. Auch für die Wirtschaft Südkoreas hat sich der häufig kühl wirkende Politiker viel vorgenommen. Und zumindest hat Südkorea die internationale Finanzkrise schneller überstanden als andere Länder – und ist auf Platz 13 der Wirtschaftsmächte weltweit aufgestiegen.

Doch vorerst muss sich Lee Myung Bak im Umgang mit der nordkoreanischen Bedrohung beweisen. Macher-Qualitäten, die dem konservativen Politiker nachgesagt werden, können Lee dabei aber kaum weiterhelfen. Denn im Konflikt mit Nordkorea sind seine Handlungsmöglichkeiten beschränkt. Nur mit taktischem Feingefühl und der Unterstützung der internationalen Gemeinschaft wird er Südkorea aus dieser Krise steuern können.

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