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Norbert Claussen

© dpa

Nach dem Hungertod von Lea-Sophie: Schweriner wählen ihren OB ab

Die Schweriner haben ihren Oberbürgermeister Norbert Claussen abgewählt. Er war nach dem grausamen Hungertod der kleinen Lea-Sophie in die Kritik geraten.

In einem Bürgerentscheid votierten am Sonntag nach dem vorläufigem Ergebnis 29.149 Wähler gegen den Verwaltungschef. Für die Abwahl notwendig waren 26.772 Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 44 Prozent, wie die Verwaltung am Abend mitteilte. Damit muss Claussen die Konsequenzen für Zustände im städtischen Jugendamt tragen.

Dort hatte sich niemand von Amts wegen um das fünfjährige Kind gekümmert, das im November 2007 in einem Krankenhaus gestorben war. Mit der Äußerung, Schwerin habe mit dem Fall "Pech gehabt", hatte Claussen zusätzliche Verärgerung ausgelöst. Später hatte er sich für diesen Satz entschuldigt.

Ein früherer Abwahlantrag gegen den verantwortlichen ehemaligen Sozialdezernenten Hermann Junghans war dagegen gescheitert. Das kleine Mädchen war in einer Plattenbauwohnung qualvoll verhungert. Die 24 Jahre alte Mutter und der 26 Jahre alte Vater sind wegen gemeinschaftlichen Mordes und Misshandlung Schutzbefohlener vor dem Landgericht Schwerin angeklagt. Mitte April war der erste Prozesstag.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte das Mädchen über mindestens zwei Monate nicht genug zu essen und zu trinken bekommen. Zum Schluss wog es noch sieben Kilo, weniger als die Hälfte des Normalgewichts für Kinder dieses Alters. Der Aussage eines Polizisten zufolge war der Zustand Lea-Sophies schon auf den ersten Blick erschreckend. Das Kind sei nicht ansprechbar gewesen, Augen und Wangen seien eingefallen gewesen. Ganze Haarbüschel hätten gefehlt. (kj/dpa)

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