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Nach dem Konjunkturgipfel: Mittelstand will Jobs nicht garantieren

Eine Beschäftigungsgarantie solle es geben, versprachen die Konzerne nach dem Konjunkturgipfel im Kanzleramt. Doch die Euphorie ist abgeflaut: Immer mehr Branchen erteilen der Jobgarantie eine Absage, allen voran der Mittelstand.

Wirtschaftsverbände und Großunternehmen haben unterschiedlich auf die Erwartungen nach dem Konjunkturgipfel im Berliner Kanzleramt zum Verzicht auf Entlassungen im kommenden Krisenjahr reagiert. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt bekräftigte die Bereitschaft der Wirtschaft für ein Beschäftigungsmoratorium, sprach sich zugleich aber für Erleichterungen beim Einsatz von Kurzarbeit aus. Dagegen lehnte der Mittelstand einen pauschalen Verzicht auf Kündigungen ab. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall warnte sogar vor überzogenen Erwartungen an die Wirtschaft. Aus den Gewerkschaften kamen ebenfalls unterschiedliche Signale.

Hundt sagte, er sei zuversichtlich, dass börsennotierte Unternehmen bereit seien, eine Zusage zu geben, auf betriebsbedingte Beendigungskündigungen möglichst zu verzichten. Allerdings werde wohl nicht jeder Mittelständler leicht ohne Entlassungen durch die Krise kommen, fügte er hinzu. Um so wichtiger sei es, den Einsatz von Kurzarbeit zu erleichtern.

"Lippenbekenntnisse helfen niemandem"

Der Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft hält sich dagegen mit Jobzusagen zurück. "Lippenbekenntnisse helfen niemandem", sagte Präsident Mario Ohoven dem "Münchner Merkur". Er sei jedoch davon überzeugt, dass die mittelständischen Unternehmen "auch 2009 trotz schwierigster Rahmenbedingungen ihrer beschäftigungspolitischen Verantwortung gerecht werden". "Der Mittelstand macht keine großen Worte, sondern er handelt", sagte Ohoven. "Die Klein- und Mittelbetriebe stellen verlässlich 70 Prozent aller Arbeitsplätze in unserem Land."

Auch der Präsident des Verbands der Familienunternehmen, Patrick Adenauer, lehnte eine Selbstverpflichtung der mittelständischen Unternehmen ab. Niemand könne wissen, wie sich die Lage 2009 entwickeln werde. Die beste Arbeitsplatzgarantie sei es, "wenn die Kunden für Nachfrage sorgen und unsere Produkte und Dienstleistungen kaufen", sagte er der "Bild"-Zeitung.

Finanzierung von Kurzarbeit laut BA kein Problem

"Eine Garantie, dass es keine Entlassungen geben wird, kann die Wirtschaft insgesamt nicht abgeben", erklärte auch Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Ulrich Brocker. Allerdings werde jeder einzelne Betrieb alles tun, um so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten. Brocker forderte die Arbeitnehmer und ihre Vertretungen in den Unternehmen auf, durch Zugeständnisse beim Gehalt die Beschäftigungssicherung zu ermöglichen.

Die Bundesagentur für Arbeit lobte dennoch den Vorstoß großer Konzerne zum Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Die Finanzierung von Kurzarbeit sei "kein Problem" sagte Vorstandsmitglied Heinrich Alt. Seine Behörde habe bereits für Kurzarbeit in erheblich größerem Umfang als 2008 vorgesorgt. "Wenn diese Mittel nicht reichen sollten, müssen sie eben aufgestockt werden." (nis/dpa/ddp)

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